Das Kochbuch
Jamie hat eine große Liebe. Klar auch seine Frau Jooles und die fünf Kinder. Aber kulinarisch gesehen kann es nur eine geben: Italien. Seit jeher war es die italienische Küche, die Jamie und seine Arbeit geprägt hat. Das kann man an jedem seiner Bücher erkennen.
Da ist es nur logisch, dass Jamie Oliver der italienischen Küche nun erneut ein ganzes Buch widmet. Es ist wieder ein überdurchschnittlich gutes Kochbuch geworden. Auch wenn wir eines vermissen...
Das Thema
Jamie Olivers Beobachtung klingt bedrohlich: Man könne einen Wandel der italienischen Esskultur erkennen, sie habe sich dem Diktat der Effizienz unterwerfen müssen, immer weniger Menschen würden die alten Techniken und Fertigkeiten besitzen, die man für die Cucina Italiana benötige. „Ein kostbarer Schatz, von Generation zu Generation weitergereicht, droht verloren zu gehen, weil das Leben hektischer wird und der technische Fortschritt Abkürzungen versüßt“, schreibt Jamie in seinem Vorwort. Sein Buch soll daher auch dazu beitragen, dieses kulinarische Erbe am Leben zu erhalten.
Gelingt ihm das mit diesem Buch? Jein. Einerseits ja, weil die Rezepte erneut fantastisch sind und man viele von ihnen für relativ wenig Geld bekommt. Andererseits ist es schade, dass Hintergründe und Geschichten der italienischen Küche und die kurzen Portraits der Menschen doch etwas kurz kommen.
Der Aufbau
...ist klassisch: Antipasti, Salate, Suppe, Pasta, Reis Gnocchi und Co, Fleisch, Fisch, Beilagen, Brot und Gebäck, Desserts und Basics.
Die Rezepte
Die 140 Rezepte in diesem Buch sind schlicht wunderbar. Es ist eine einfache, authentische italienische Küche, die einen recht tief gehenden Eindruck der Esskultur vermittelt und nicht auf Effekthascherei oder moderne Trends setzt. Die Rezepte sind eine Mischung aus schneller Küche (Spaghetti mit schwarzem Pfeffer, Butter und Pecorino), Gerichten, die etwas Muße und Zeit benötigen (Cassata-Role), Fleisch (Wildschwein-Ragu), Fisch (Dorade mit Fenchel und Oliven), Familienklassikern („Strozzapreti“-Fleischbällchen aus dem Ofen), Neuentdeckungen, Alltagsgerichten und aufwändigeren Gerichte für besondere Anlässe (Schweineschulter im Ganzen). Geografisch erstrecken sie sich vom Norden mit seiner reichhaltigen Küche bis in den Süden mit seinen intensiv schmeckenden Tomaten, etwas kargeren Zutatenlisten und typischerweise deutlich weniger Milchprodukten.
Das beste Rezept
Ein wunderschönes Bild gibt der Salat mit gebratenen Aprikosen, luftgetrocknetem Schinken und cremigem Mozarella ab. Oder die Carbonara, die originalgetreu ohne Sahne und statt Speck mit luftgetrockneter Schweinebacke zubereitet wird und obendrein noch mit Steinpilzbröseln getoppt wird.
Der Autor
Jamie Olivers Karriere begann Anfang des 2. Jahrtausends und so monumental wie das klingt, ist auch sein Erbe. Er hat es geschafft, Kochsendungen populär zu machen (so populär, dass sie zu einem Hype wurden), die Menschen an den Herd zu bringen und die Hürden und Ängste bei ihnen abzubauen. Irgendwann steht bestimmt irgendwo ein Denkmal für ihn. Verdient wäre es.
Die Zielgruppe
Wie gerade beschrieben: Jamie schafft es, jeden für´s Kochen zu begeistern. Und so ist es auch hier. Besondere Vorkenntnisse sind nicht nötig, gerade bei kniffligen Angelegenheiten wie der frischen Pasta können sie aber hilfreich sein.
Der Schwierigkeitsgrad
...reicht von 5-Minuten-Gerichten bis hin zu echten Tagesaufgaben.
Die Optik
Die Bücher von Jamie Oliver sind stilprägend. Das kompakte Format, die übersichtliche Aufteilung von Text auf der einen Seite und Bild auf der anderen Seite, das natürliche Styling, das so wunderbar lebensnah und ungekünstelt wirkt: all das haben danach viele andere Bücher kopiert. Und auch hier ist allein das Durchblättern wieder eine helle Freude.
Die Zutaten
Für diese Rezepte braucht man am besten einen guten Fischhändler, einen tollen Metzger und einen Gemüsehändler mit großer Auswahl. Oder einen sehr guten Supermarkt.
Das Fazit
Hätten Jamie Oliver und sein Team mehr Hintergründe zusammengetragen, hätte dieses Buch ein Standardwerk der italienischen Küche werden können. Hätte, hätte... Denn wenn man diesen Anspruch einfach beseite lässt, bleibt immer noch ein hervorragendes Kochbuch mit einem tollen kulinarischen Niveau, ebenso schöner optischer Umsetzung und einem erneut dafür sehr günstigen Preis. Klare Kaufempfehlung von uns.