Das Kochbuch
Johann Lafer und Matthias Riedl sind echte Größen ihres Fachs: Lafer in der Gourmetküche, Riedl ist als Mitglied der Ernährungs-Docs Deutschlands vermutlich bekanntester Ernährungsmediziner. Für dieses Ratgeber-Kochbuch haben sie sich zusammengetan, um zu beweisen, wie sich gesunde Ernährung im Alltag umsetzen lässt. Das liest sich zunächst interessant, ist aber nicht frei von Widersprüchen und kann uns auch kulinarisch nicht recht überzeugen.
Die Medical Cuisine
Im Zentrum der Medical Cuisine steht das Versprechen, die Lieblingsgerichte der Deutschen gesünder und leckerer zu machen. Denn ohne guten Geschmack gäbe es auch keine gesundheitlichen Vorteile, so die beiden Experten. „Volksnah“ sollen die Rezepte sein, ohne Verbote. Die Notwendigkeit einer gesünderen Ernährung begründen die beiden damit, dass sie bislang oft zu schlecht sei und die Menschen mit wichtigen Vitalstoffen unterversorgt seien. Gute Ernährung habe zu wenig Platz im Alltag und die falsche Ernährung führe zu Übergewicht und Umweltproblemen, etwa durch den hohen Fleischverzehr. Einleuchtend ist dabei insbesondere das Argument, die Menschen würden sich zu wenig bewegen und gemessen daran zu viele Kohlenhydrate zu sich nehmen. Ansonsten sagen die beiden, was sie alles nicht unter Medical Cuisine verstehen: Keine Verbote, keine teuren und exotischen Zutaten, keine absurden Heilsversprechen, keine zu konkreten Vorgaben. Einige Seiten später liest man dann allerdings doch von einigen dringenden Empfehlungen. Und kann es eine bessere Welt und eine bessere Gesundheit ohne Verzicht und quasi nebenbei geben? Ist das nicht zu viel versprochen? Widmen wir uns den 100 Rezepten…
Die Rezepte
Die Rezepte sind in drei große Kapitel unterteilt. Viele der Rezepte sind Paare: Eine eher klassische, teilweise fleischhaltige Variante wird von einer veganen Version des gleichen Rezeptes oder einer ähnlichen, aber deutlich abgewandelten Variante gefolgt. Sie alle glänzen nicht mit besonderem Einfallsreichtum oder Kreativität, sind aber durchweg in Ordnung. Einige Beispiele:
- Salate, Suppen, Vorspeisen, u.a. mit Ceasar Salad, Tabouleh, Gazpacho, Sommerrollen
- Hauptgerichte, u.a. mit Spaghetti Bolognese, Pesto-Risotto, gebratene Kürbis-Spätzle, Dinkel-Spinat-Quiche, Ratatouille, gebackene Kräuter-Erbsen, Falafeln, Kohlrabi-Lasagne, Königsberger Klopse, Chickencurry, Putenschnitzel Wiener Art
- Süßes: Rote Grütze mit Vanillesauce; Kokosmilchreis-Törtchen, Magerquark, Kokos-Pannacotta
Die Autoren
Johann Lafer gehört zu Deutschlands bekanntesten Fernsehköchen, vor und während seiner Fernsehkarriere hat er in verschiedenen Sternerestaurants gearbeitet. Sein Restaurant Val d´Or hat er 2019 geschlossen und stellt diesen Schritt als Abschied von der Sternegastronomie dar.
Dr. Matthias Riedl ist Ernährungsmediziner und Experte für Diabetes. Er ist Mitglied der Ernährungs-Docs und betreibt das Medicum in Hamburg.
Die Zielgruppe
Ein Kochbuch für Hobbyköche mit Interesse an gesunder Alltagsküche.
Der Schwierigkeitsgrad
…ist sehr einfach.
Die Optik
…ist mit zweckmäßig am besten beschrieben. Denn sinnlich, innovativ oder modern ist sie leider nicht. Styling, Farbgebung und Layout erinnern zeitweise sogar an Kochbücher vergangener Zeiten.
Die Zutaten
…findet man in jedem Supermarkt. Allerdings wundern wir uns hier über einige Produkte. Zum Beispiel über das Rapsöl, das künstlich mit Butteraroma versetzt wurde oder die Putenbrust, die bekanntermaßen meist aus tier- und umweltschädlicher Mast kommt. Ebenso verwunderlich ist der Einsatz von Vollkornmehlen bei Pizza und Desserts und Zuckerersatz. Klar, beide mögen gesünder sein. Aber sollte die Medical Cuisine nicht gerade besonders genussfreundlich sein und ohne Ersatzprodukte auskommen?
Das Fazit
Ein solides Ratgeber-Kochbuch mit stellenweise lesenswertem Theorieteil. Optik und kulinarisches Niveau hatten wir bei einem Kochbuch dieses Kaliebers aber deutlich zeitgemäßer erwartet.