Kochbuch-Rezension

Meine japanische Küche

Rezepte für jeden Tag

9 / 10

Das Kochbuch

Da hat sich Stevan Paul ja mal ein Thema vorgenommen. Die japanische Küche. Sie gilt als besonders anspruchsvoll, sowohl beim Handwerk als auch bei der Qualität der Produkte, die gar nicht gut genug sein kann. Nur zwei der Gründe, weshalb viele die Finger von japanischen Rezepten lassen. Mit diesem Buch könnte sich das ändern. Denn Stevan Paul schafft es, diese Hürden abzubauen und die japanische Küche einer größeren Runde von Köchen, und damit sind durchaus auch Profis gemeint, zugänglich zu machen.

Das Thema

Japanische Küche steht hierzulande in erster Linie für Sushi. Dabei ist sie viel mehr! Sie steht auch für Frische, Gesundheit, exzellente Produkte und all das, was Stevan Paul selbst zurecht erwähnt: knackige Salate, bunte Gemüseküche, wärmende Suppen, luftiger, duftender Reis, würzige Saucen, frischer Fisch und viele Gerichte vom Grill. Wer noch mehr zum Wesenskern der japanischen Küche wissen möchte, liest am besten einfach das Vorwort. Es bringt wunderbar auf den Punkt, worum es bei japanischer Kochkunst geht. Generell ist das Buch so gut geschrieben und man lernt so viel darin, dass es einfach viel Spaß macht, es zu lesen.
Und warum ist es sonst noch so gut?

Die Herangehensweise

...weil man seinen Titel wörtlich nehmen kann! Denn Stevan Paul zeigt hier keine puristische japanische Küche, die dogmatisch nach größt möglicher Authentizität strebt. Das ist ausdrücklich nicht der Anspruch des Buches. Stattdessen geht es eben um „meine“ bzw. „seine“ japanische Küche. Und das bedeutet Rezepte „für jeden Tag“ mit Produkten, die leicht erhältlich sind, und meist unkomplizierteren Rezepten.
Sehr spannend ist zu lesen, wie Stevan Paul selbst beschreibt, wie er sich dem Thema genähert hat. Denn die Idee zu diesem Buch hatte er zunächst, auch aus Respekt vor der Aufgabe und dem Ruf der japanischen Küche, verworfen. „Wie nähert man sich dieser Küche“ am besten, fragte er sich und gab sich die Antwort selbst: mit Wissensdurst, Respekt und Mut. Gerade letzterer hat dem Buch gut getan, weil Paul sich durch den Mut die Freiheit genommen hat, die japanische Küche zu „seiner“ japanischen Küche zu machen.
Puristen schreien da vielleicht auf, aber das sollen sie ruhig. Denn das Buch schafft es, dass sich viele an das Thema rantrauen werden, die es sonst wohl nicht getan hätten.

Der Autor

Stevan Paul ist gelernter Koch aber vor allem sehr geschätzter Blogger mit Tiefgang auf Nutriculinary und – selbstredend – Autor vieler weiterer Kochbücher.

Die Zielgruppe

Stevan Pauls Rezepte sind nicht nur für jeden Tag sondern auch für jeden Koch. Und so sind sie zwar eher nichts für absolute Japanspezialisten, dafür aber hervorragend für Einsteiger und mittlere Fortgeschrittene geeignet. Auch manche Profiköche können hier noch viel draus mitnehmen.
Man könnte natürlich auch selbst zig Werke und Fachliteratur zum Thema lesen, netterweise hat Stevan Paul das aber schon übernommen und sein Wissen in diesem Buch zusammengetragen. Was für ein Verdienst!

Die Rezepte

Die 80 Rezepte sind teils recht nah am Original, teilweise aber auch aus der Abteilung „originell“. Nämlich die, bei denen sich Stevan Paul von der japanischen Küche hat inspirieren lassen und eigene Variationen und Ideen ausprobiert hat. Beispiel dafür ist „falsches Dashi“ bei dem er Kombu-Alge und Bonitoflocken durch Sardellenfilets, Sojasauce, Knoblauch, Ingwer und altes Brot (!) ersetzt (mehr sei hier nicht verraten), oder ein Matcha-Cheesecake, bei dem Paul die USA und Japan vermählt. Schon fast provokant runtergebrochen ist die Udon-Nudelsuppe mit Brathähnchen vom Imbiss um die Ecke. Oder die Miso-Spaghetti mit Butter und Misopaste. Im Grunde sind solche Rezepte eine lässige Art der Fusionküche.

Das beste Rezept

...ist der Schweinebauch. Was? Schweinebauch? In einem japanischen Kochbuch? Ja, genau. Denn einerseits spielt er in der japanischen Küche eine nicht gering zu schätzende Rolle. Andererseits ist dieses minimalistische Rezept so einfach wie genial und eine tolle Basis für weitere Gerichte. Denn der gleichsam zart-zerfallende und knusprige Schweinebauch lässt sich vielfältig kombinieren. Man denke nur an eine Ramensuppe mit ein paar saftigen Stücken davon!

Das Neue

Man muss Stevan Paul ein Kompliment machen. Einerseits für den Mut, sich die so erfürchtig betrachtete japanische Küche vorzunehmen, andererseits dafür, sie auf diese Weise zu transferieren und zugänglich zu machen. Das ist zugleich auch das Neue an diesem Kochbuch. Und das gibt viele Pluspunkte.

Die Optik

Schon der Buchdeckel ist mit seiner Holzoptik gelungen. So etwas kann schnell billig wirken, hier wirkt es wertig. Dazu kommt eine tolle Rezeptfotografie von Andrea Thode, ein ebenso gelungenes Styling von Meike Graf und die Gestaltung von Gesa Sander. Und nicht zuletzt: Bild auf der einen, Text auf der anderen Seite. Das ist immer noch die beste Variante.

Die Struktur

Das Kochbuch beginnt mit einer hervorragenden Warenkunde, die mit ausgewählten Produkten das Elixier der japanischen Küche erklärt. Danach folgen insgesamt acht Kapitel (siehe zweites Bild von oben), die allesamt durch spannende Lesestrecken eingeleitet werden. Den Schluss bildet ein kurzes, knackiges Kapitel zu japanischen Getränken. Allen voran natürlich zum Sake.

Die Zutaten

Klar, die Qualität der Produkte ist nie verhandelbar. Dennoch hat Stevan Paul die Rezepte so geschrieben, dass man alles auf dem Wochenmarkt, im Supermarkt, im Asialaden und im Internet bekommt.

Das Fazit

Messen wir Stevan Paul an seinem eigenen Anspruch: „Mein Ziel war, ein Japan-Kochbuch für zuhause zu schreiben, das zeigen soll, wie unkompliziert, wie machbar, wie überraschend schnell und alltagstauglich die japanische Küche ist, wenn man die richtige Anleitung hat.“
Unsere Antwort: das hat er geschafft. Und deshalb landet das Buch auch im virtuellen Bücherregal mit unseren Lieblingsbüchern.
おめでとう! (o-medetō, japanisch für „herzlichen Glückwunsch“, sofern der Duden Recht hat).

Empfehlung von Kaisergranat

KAI Küchenmesser Damaszenerstahl 18 cm
KAI Küchenmesser Damaszenerstahl 18 cm
Hochwertiges Messer aus mehrfach gefaltetem, extra hartem Stahl mit japanischem Schliff. Kostet ein bisschen, ist es aber auch wert.
Veröffentlicht am 19. August 2017, überarbeitet am 19. August 2017.
Bild
geschrieben von:
Benjamin Cordes
Benjamin Cordes ist Journalist und beschäftigt sich beruflich ausschließlich mit kulinarischen Themen. Als Autor recherchiert er Beiträge über die Qualität von Lebensmitteln und Restaurants für das NDR Fernsehen.

Kochbücher von Stevan Paul

Die besten Kochbücher für mediterrane Küche

Die besten Kochbücher für mediterrane Küche

Aromatisches Gemüse, gutes Olivenöl, frischer Fisch und dazu die strahlende Sonne. Die mediterrane Küche gehört nicht nur zu den gesündesten der Welt sondern auch noch zu den leckersten. Logisch, dass es auch fantastische Kochbücher mediterranen Rezepten gibt. Wir haben die besten zusammengestellt. Mit Rezepten aus Griechenland, Spanien, Frankreich, Kroatien und anderen Mittelmeer-Ländern. Viel Vergnügen!weiterlesen
Die besten Kochbücher für deutsche Küche

Die besten Kochbücher für deutsche Küche

Vom rheinländischen Sauerbraten bis zur Schwarzwälder Kirschtorte, vom bayerischen Schweinsbraten bis zum geschmorten „Schnüsch“ aus Norddeutschland und vom Matjes bis zum Bodensee-Felchen: Die deutsche Küche ist so vielseitig wie kaum eine andere. Und wir stellen die besten Kochbücher für deutsche Küche vor. Mal klassisch bodenständig, mal frisch und modern.weiterlesen
Die besten Kochbücher für internationale Küche

Die besten Kochbücher für internationale Küche

Kochbücher haben wunderbare Fähigkeiten. Denn sie können viel mehr, als uns nur Rezepte zum nachkochen zu präsentieren: Sie zeigen uns fremde Kulturen und nehmen uns mit auf eine Reise in andere Länder und deren Esskultur. Mit diesen Kochbüchern gelingt das besonders gut.weiterlesen
Simple & Clever Cooking

Simple & Clever Cooking

8,6 / 10
Kochbuch von
30,00 €
Stevan Paul, Deutschlands vielseitigster und kreativster Kochbuch-Autor, zeigt mit seinem neuen Einsteiger-Kochbuch beispielhaft, wie innovativ, anregend und positiv in der Ausstrahlung man ein Kochbuch schreiben kann. Die Rezepte sind von genialer Schlichtheit, der Erkenntnisgewinn auf jeder Seite…weiterlesen

Rezepte von Stevan Paul

Kartoffel-Topinambur-Suppe

Wunderschöne, herzhafte Suppe mit herbstlichen Aromen.weiterlesen
Gado Gado Salad

Herzstück des Rezepts ist das geniale Gado Gado-Dressing aus Limette, Nussmus und Sweet Chilisauce – das passt immer zu Salat und Gemüse. Darum sind…weiterlesen
Croque Monsieur

Monsieur ist, sehr zu Unrecht, ein bisschen aus der Mode gekommen – das mag mit der allgemein eher kritischen Haltung gegenüber der klassischen…weiterlesen
Energiebällchen

Da steckt Energie drin! Leckere kleine Bällchen aus Müsli und Nüssen, perfekt zum Vorbereiten!weiterlesen
Halloumi Burger

So schmeckt der Sommer: gegrillter Halloumi-Käse auf Auberginen-Zucchini-Gemüse mit Salat, frischen Tomaten und Basilikum im Burgerbrötchen.weiterlesen
Lauwarmer Spargel

Noch ein Grund, sich auf die kommende Spargel-Saison zu freuen: Weißer Spargel und helles Miso sind ein Traumpaar, ganz leicht erdet das…weiterlesen

Weitere Kochbücher von Stevan Paul

kochen.

kochen.

Kochbuch von
Verlag: Brandstätter Verlag
Erschienen: 2. September 2019
40,00 €
Green Street

Green Street

Kochbuch von
Verlag: Brandstätter Verlag
Erschienen: 23. September 2024
36,00 €
Open Air

Open Air

Kochbuch von
Verlag: Brandstätter Verlag
Erschienen: 18. Dezember 2017
12,99 €
Einfach Urlaub

Einfach Urlaub

Kochbuch von
Verlag: Brandstätter Verlag
Erschienen: 27. Februar 2023
32,00 €
Open Air

Open Air

Kochbuch von
Verlag: Brandstätter Verlag
Erschienen: 15. Februar 2016
29,90 €
Heute koch ich, morgen brat ich

Heute koch ich, morgen brat ich

Kochbuch von
Verlag: Hölker Verlag
Erschienen: August 2015
29,95 €