Kochbuch-Rezension
von (15. Oktober 2024)

Green Street

Streetfood vegetarisch & vegan

8,4 / 10

Das Kochbuch

Stevan Paul hat mit seinem Kochbuch „Auf die Hand“ die Streetfood-Kultur ins Kochbuch-Genre gebracht. Genau zehn Jahre später ist Streetfood populärer denn je. Wenn auch hierzulande weniger auf den Straßen und mehr in etablierten Läden. Und eine zweite Entwicklung ist dazugekommen: der nicht aufzuhaltende Trend zu veganer und vegetarischer Ernährung. Stevan Paul verbindet beides in seinem neuen Kochbuch auf sehr clevere und kulinarisch überzeugende Weise. Sehr bunt, vielseitig und lecker.

Das ist Streetfood

Sein gut proportioniertes Vorwort zeigt, warum Stevan Paul mit seinem Überblick genau der Richtige für das Thema ist. Darin schreibt er, wie die Streetfood-Bewegung aus aller Welt inspiriert wird und dabei mal klassisch-authentisch, mal neu intepretiert wird. Eine kulinarische Feier der Vielfalt. Und wie sie bei uns eher noch eine kulinarische Attraktion ist, in anderen Ländern aber seit jeher ein elementarer Bestandteil der alltäglichen Esskultur ist. Nach seiner Einschätzung ist Streetfood als „eigenständige und innovative Form des Essens“ zu betrachten. Deren Verbreitung durch die sozialen Medien erheblich beschleunigt wurde.

Die Rezepte

Stevan Pauls Rezepte teilen sich auf in traditionelle Rezepte, deren Interpretationen und Abwandlungen (die nach unserem Eindruck den quantitativen Schwerpunkt ausmachen) und eigene kreative Kreationen.

Sie sind allesamt in Teilrezepte gegliedert. Das ist sehr praktikabel, erleichtert den Überblick und lädt zum eigenständigen Kombinieren ein. Fleischersatzprodukte verwendet Stevan Paul nicht, sondern erzeugt mit Pilzen, Getreide, Hülsenfrüchten, Seitan und Tofu sehr überzeugende Alternativen. Uns haben es inbesondere die Pilz-Rezepte angetan.

Kulinarisch sind die Rezepte so einzuordnen, wie Stevan Paul es im Vorwort geschrieben hat: mit Inspiration aus viele verschiedenen Länderküchen.

Dies sind die Kapitel in der Übersicht: Snacks & Starters, Burger & Tacos, Subs & Sandwiches, Grill & Fry, Teig & Täschchen, Bowls & Rolls, Sweet Street, Five Sides (Salads, Pickles, Relish & Chutney, Bread & Rolls, Saucen)

Und dies einige Beispiele daraus: Gefüllte, grüne frittierte Oliven, „Sobrasada“-Tapas (auf Basis halbgetrockneter Tomaten), Tom Kha Gai, Brotzeit-Jause (mit „Leberwurst“ auf Austernpilz-Miso-Basis), Cheeseburger (rote Bohnen-Patty), Pulled-Austernpilz-Tacos mit Guacamole, Piadina mit Ziegenkäse und gegrillten Feigen, Seitan-Yakitori mit Mandarinen-Miso-Sauce, Pelmeni, Käsespätzle, Fried Mushroom Rice, Buttermilch-Pancake-Waffeln mit Heidelbeer-Labneh.

Handwerklich sind die Rezepte allesamt sehr alltagstauglich und präzise beschrieben. Wir verbürgen uns dafür, dass hier nix schiefgeht.

Wenn man kleinlich sein wollte, könnte man noch anmerken, dass die Rezepte für Gebäcke und Brötchen noch etwas Luft nach oben haben, u.a. durch weniger Hefe, mehr Zeit und ein paar weitere Handgriffe. Der darauf Wert legt, nimmt einfach eines der sehr empfehlenswerten Brotbackbücher zur Hand. 

Einen echten Mehrwert bringen die Tipps und Hintergründe unter dem Rezept, die mit einer stilisierten Glühbirne gekennzeichnet sind. Sie sind wirklich erhellend. Typisch für einen erfahreren Autor wie Stevan Paul, der weiß, was man wirklich braucht.

Der Schwierigkeitsgrad und die Zielgruppe

Auch wenn viele Rezepte aus mehreren Bausteinen bestehen, wird hier niemand beim Schwierigkeitsgrad überfordert. Streetfood ist Alltagsküche und dazu passen auch die Rezepte!

Weltoffenheit, Neugierde und Spaß an kulinarischen Entdeckungen sind die besten Voraussetzungen, um mit diesem Buch viel Freude zu haben.

Die Zutaten

…gibt es fast ausnahmslos in guten (Bio-)Supermärkten. Auch einen Asialaden zu kennen, ist hilfreich.

Der Autor

Stevan Paul ist einer der besten und erfolgreichsten Kochbuch-Autoren im deutschsprachigen Raum. Seine Bücher wurden u.a. mit dem Deutschen Kochbuchpreis ausgezeichnet.

Ers ist auch kulinarisch-literarisch unterwegs, kürzlich erschien von ihm der kurzweilige Roman „Die Kichererbsen der Señora Dolores.“ 

Die Optik

Sehr schöne, ästhetische Foodfotografie von Vanessa Maas, die auch das Set-Styling übernommen hat. Julia Ewers hat die Foodstyling-Assistenz übernommen, Knut Ettling zeichnet für das überzeugende, klare und moderne Grafikdesign verantwortlich.

Das Fazit

Nichts kann das Erlebnis des Essengehens wirklich ersetzen. Aber wenn es einen guten Grund gibt, es nicht zu tun, dann ist es dieses Kochbuch. Mit vielseitigen und köstlichen Rezepten, die die Welt des Streetfood nachhause holen.

Bild
geschrieben von:
Benjamin Cordes
Benjamin Cordes ist Autor und Experte für Kulinarik. Seine Filme sind im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu sehen, seine Texte u.a. im Magazin Falstaff zu lesen. Er ist Gründer von Kaisergranat.com und Initiator des Deutschen Kochbuchpreises.

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