Das Kochbuch
Wenn ein Kochbuch sich derart lange an der Spitze der Verkaufscharts hält, verdient es einen genaueren Blick. Angesichts vieler vorangegangener kulinarischer Enttäuschungen in diesem Kochbuch-Segment haben wir uns diesem Buch zur gleichnamigen TV-Serie mit einiger Skepsis genähert. Doch die erwies sich als unberechtigt. Stattdessen haben wir es hier mit einem (aus kulinarischer Sicht) sehr guten Buch zu tun.
Das Thema
Dieses Kochbuch ist weder ein Abnehmbuch noch ein Ernährungsratgeber. Sondern es ist ein spannendes Werk, das sich um den Zusammenhang von Ernährungs und Gesundheit dreht und für verschiedene Szenarien, Beschwerden und Krankheiten Anleitung zum besser und gesünder essen gibt. So sollen die Krankheiten geheilt, oder – noch besser – ihnen von vornherein vorgebeugt werden. Denn, so die Autoren, die Hälfte aller Krankheiten ist ernährungsbedingt. Und der Ansatz, das Problem nicht mit Pillen sondern lieber mit besserer Ernährung zu lösen, gefällt uns natürlich sehr gut.
Die Autoren
Dr. med. Matthias Riedl ist Ernährungsmediziner, Diabetologe und Buchautor sowie Gründer und ärztlicher Leiter des medicum Hamburg, Deutschlands größter Spezialpraxis für Diabetes und Ernährungsmedizin.
Dr. med. Anne Fleck, Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie, ist auf Ernährungs- und Präventionsmedizin sowie Naturheilverfahren spezialisiert und arbeitet ebenfalls in Hamburg.
Dr. med. Jörn Klasen, Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Magen-, Darm- und Lebererkrankungen, war Chefarzt am Asklepios Westklinikum Hamburg und ist heute am Klinikum Stephansplatz verantwortlich für das Zentrum für Integrative Medizin.
Die Zielgruppe
Weil dieses Buch inhaltlich so stark ist, ist es auch für all jene spannend, die kein akutes Problem haben, sondern generell an gesundem Essen und dem Zusammenhang von Ernährung und Gesundheit interessiert sind.
Die Rezepte
Die immerhin rund 70 Rezepte durchzublättern macht richtig gute Laune. Sie sind trotz aller gesundheitlichen Vorzüge so lustvoll, bunt und abwechslungsreich, dass dies auch fernab aller Gesundheitstipps auch einfach ein schickes Kochbuch ist. Die Rezepte sind in erster Linie kohlenhydratarm, naturgemäß sehr gemüselastig, aber auch auf ausreichende Eiweißzufuhr bedacht. Beispiele: Involtini auf Gemüseragout, Linsenbratlinge mit Joghurtdip, Kohlrabi-Lasagne, Chia-Kokospudding, gedämpftes Lachsfilet auf Balsamico-Tomaten oder Kirsch-Mandel-Clafoutis.
Der Schwierigkeitsgrad
...ist nicht zu überschätzen. Kein Zufall, schließlich muss ein Buch dieser Art ja auch die Hürden niedrig halten, wenn es die Leser mitnehmen will.
Das beste Rezept
Die Blumenkohlpizza klingt zunächst wie eine Schnapsidee und macht beim Lesen sehr neugierig. Der Weizenteig wird hier nämlich durch klein gehackten Blumenkohl ersetzt, der kurz blanchiert und dann mit Gouda und Eiern zu einem Teigersatz vermengt wird. Nicht ganz unfettig aber sehr schön herzhaft!
Das Neue
Was uns besonders gefällt, ist der gelungene Kompromiss aus Fachliteratur und breitenwirksamer Aufbereitung. Nicht zu fachidiotisch aber auch nicht zu flach. Ein gutes Vorbild für andere Bücher, die sich ähnlicher Themen annehmen.
Die Optik
Auch hier gibt es keinen Grund zu meckern. Die Infoteile sind übersichtlich strukturiert und nicht so infantil-albern verspielt gestaltet wie in anderen Büchern.
Die Struktur
Das Buch besteht aus drei Teilen, deren Bestandteile so kleinteilig sind, dass sie aufzuzählen keinen Sinn machen würde. Zunächst geht es um Basiswissen zur Ernährung (u.a. mit einer guten Zuckerkunde und Interviews), es folgen konkrete Anleitungen, wie man sich bei welchen Beschweren am besten ernährt. Erst ab Seite 88 folgen die Rezepte. Soll sagen: hier ist der theoretische Teil vorne kein Alibi sondern angemessen ausführlich.
Die Zutaten
...bekommt man überwiegend im Supermarkt, ein Abstecher in den Bioladen macht aber durchaus Sinn. Nicht nur wegen der Güte der Produkte sondern auch wegen deren Vielfalt.
Das Fazit
Geht doch! Fast schon hatten wir gedacht, dass Ernährungskochbücher wie dieses entweder inhaltlich flach sind oder katastrophale (und bisweilen genussfeindliche) Rezepte zeigen. Dieses Buch beweist auf erfreuliche Weise das Gegenteil und bringt abgesehen von den Rezepten richtig viel wissenswertes mit, das sich auch noch gut liest. Daumen hoch!