Das Kochbuch
Für ihr erstes gemeinsames Kochbuch sind Fotografin Vivi D´Angelo und Köchin Antje de Vries nach Bali gereist, um die Spiritualität und Kulinarik der indonesischen Insel „jenseits der westlichen Touristenbespaßung“ zu erleben, zu fotografieren und aufzuschreiben.
Sie wollten erleben „was die Balinesen wirklich machen. Was sie wirklich kochen, zelebrieren und essen“. Also haben sie sich einfach mitreißen lassen und die Dinge geschehen lassen. Herausgekommen ist dieses wundervolle Reise-Kochbuch.
Der Inhalt
Aus den Erlebnissen und Rezepten der Autorinnen ist ein 300 Seiten starkes, dickes und großformatiges Kochbuch entstanden.
Ihre Berichte haben sie in acht übergeordneten Kapiteln aufgeschrieben, denen man ohne eigene Vorkenntnis zunächst noch nicht entnehmen kann, worum es in ihnen geht: Einen Ort, eine Zeremonie oder einen Gedanken?
Doch das macht nichts, wenn man es mit dem Buch genauso macht, wie die Autorinnen auf ihrer Reise: Einfach an einer beliebigen Stelle eintauchen und mitreißen lassen.
Und das passiert schnell. Denn die Art, wie die beiden von ihrer Reise berichten, ist leichtfüßig, unterhaltsam und humorvoll.
Etwa die Schilderung der Trauer-Zeremonie Ngaben an deren Ende, noch bevor das Feuer der Einäscherung ganz erloschen ist, schon kleine Foodtrucks und Mopeds vorfahren und die Trauergemeinde ruckzuck vom brennenden Sarg zum Essen hinüberwechselt: „Oma ist noch nicht zu Ende verbrannt, und nebenan wird schon Eis geschleckt.“ Köstlich. Das Eis und dieser Satz.
Die Rezepte
Über die Frage, wie authentisch Rezepte sein können, wenn sie von Nicht-Einheimischen stammen, und ob es nicht sogar kolonialistisch sei, sich fremde Küchen anzueignen, wird mitunter heftig gestritten. Zuletzt in einem großen Artikel im „Spiegel“.
Aber davon abgesehen, dass dieses Buch angenehmer Weise gar nicht erst mit dem Buzzword „authentisch“ wirbt, sind die Rezepte eben doch fast genau das. Mitten aus dem balinesischen Leben und aus seinen Töpfen und Pfannen. „Es ist so nah wie möglich dran an dem, was die Balinesen essen", sagen die beiden Autorinnen.
Ganz bewusst haben sich dagegen entschieden, zunächst alle erwartbaren Klassiker abzuhaken und pflichtbewusst ins Buch aufzunehmen. Stattdessen haben sie ihre persönlichen Lieblingsgerichte der Reise aufgeschrieben.
Es gibt zum Beispiel Rujak Gula, die süß-scharfe Variante eines Fruchtsalates, die Würzpaste Bumbu, die am Anfang vieler Gerichte steht, Sambals, die zum Schluss für die individuelle Würzung sorgen, Klepon Hijau, kleine Klebreis-Bällchen mit Palmzucker-Füllung, Otak Otak (Fisch und Meeresfrüchte, die in Bananenblättern gegrillt werden) oder Lak Lak und Perkedel Jagung, kleine gebratene Küchlein und Taler mit Pandan-Blättern, Mais und Kaffir-Limette.
Die Autorinnen
Fotografin Vivi D´Angelo und Köchin Antje de Vries sind in der Kochbuch-Welt schon seit längerer Zeit ein sehr erfolgreiches Gespann.
Vivi D`Angelo ist gelernte Journalistin und Kommunikationswissenschaftlerin. Ihre Leidenschaft für die Fotografie entdeckte die Autodidaktin erst später, gehört nun aber zu den gefragtesten Food-Fotografinnen.
Antje de Vries hat nach ihrer Ausbildung zur Köchin Ernährungsökonomie studiert und reist un als kochende Nomadin um die Welt, um für Kunden Gastronomie-Konzepte zu entwickeln, Kolleginnen und Kollegen zu beraten und für andere das Foodstyling ihrer Kochbücher zu unternehmen. Ihre Mission: „Connect and inspire people through food!”
Die Zielgruppe
Dies ist ein Kochbuch für alle Hobbyköche und Menschen, die andere Kulturen entdecken und erleben wollen. Durch das Lesen der Geschichten und das Nachkochen der Rezepte.
Der Schwierigkeitsgrad
…variiert, ist aber größtenteils absolut machbar.
Die Optik
Dieses Buch lebt durch seine Sinnlichkeit. Dazu gehören neben den Rezepten vor allem die vielen Reportage-Bilder, für die Vivi D`Angelo beim internationalen Foodphoto Festival den Foodfeature-Award gewonnen hat. Ein etwas wertigeres Layout würde die Fotografie und die Rezepte noch besser einrahmen.
Die Zutaten
…findet man in asiatischen Lebensmittel-Läden, zum Teil auch in großen Supermärkten und im Zweifel bei spezialisierten Online-Händlern. Klingt aufwändiger als es ist und lohnt sich.
Das Fazit
Bei Reise- und Reportagekochbücher aus anderen Ländern ins Deutsche übersetzt werden, bleiben häufig das Persönliche und die Nähe auf der Strecke. Das ist hier genau andersherum. Die Rezepte und Geschichten bilden eine wunderbare Einheit und das Lesen macht bereits ab dem ersten Satz Spaß.