Das Kochbuch
Es gibt wohl kaum jemand, der derart oft in Koch(unterhaltungs-)shows auftritt wie Alexander Herrmann. Da kann man schonmal durchaus skeptisch sein, was da noch an Ambitionen übrig geblieben ist, ein Kochbuch zu schreiben, dass das Handwerk seiner Leser voranbringt. Und nicht bloß dazu da ist, das Geld der sicheren Fangemeinde mit einem Allerwelts-Werk mit immer mehr vom Gleichen mitzunehmen.
Zu Herrmanns Verteidigung muss man sagen: der Wille und das Können, mit dem Buch einen konstruktiven Beitrag zu leisten, ist da und erkennbar. Denn hinter den „Geschmacksgeheimnissen“ verbergen sich nur Rezepte sondern auch interessante Kochtechniken und Beispiele für spannende Aromenkombinationen.
Wenn man das Ganze doch nur zeitgemäßer in Szene gesetzt und vor allem mit einem anderen Layout für eine bessere Orientierung und Übersicht gesorgt hätte!
Der Autor
Herrmann hatte seine ersten TV-Auftritte vor gefühlt ein paar Jahrzehnten im Kochduelle auf Vox, danach folgten einige Sendungen im BR, Juror- und Moderatorenjobs u. a. bei der Küchenschlacht, The Taste und beim Kampf der Köche. Das alles ist so viel, dass man darüber ganz vergessen könnte, dass er auch noch ein Restaurant hat: das besternte Hermanns Romantik Posthotel im oberfränkischen Wirsberg.
Die Zielgruppe
Wie einleitend erwähnt: dieses Buch ist für mehr Leute gedacht, als nur die Fanbasis. Auch für den, der sich mit neuen Kochtechniken, -zutaten und Aromenkombinationen vertraut machen möchte, ist das Buch eine gute Wahl.
Die Rezepte
...bilden fast alle zeitgemäßen Kochtechniken und Produkt-Paarungen ab. Mit dem Bunsenbrenner abgeflämmter Fisch, Fisch bei niedriger Temperatur unter Folie gegart, confiertes Gemüse, Gel und Creme auf Basis von Agar Agar, Fleisch rosa garen und Fleisch schmoren sind nur einige Beispiele daraus.
Der Schwierigkeitsgrad
Grundsätzlich ist die Basis bei den allermeisten Rezepten recht einfach. Mit den Erweiterungen kann man sich dann nach und nach in andere Sphären vorarbeiten. Durchaus ein Pluspunkt dieses Buchkonzeptes!
Das beste Rezept
Das getrüffelte Luxushuhn mit Apfel-Trüffel-Chutney veführt mit aromatischem Trüffel, der vor dem Braten unter die später knusprig gebratene Haut eine Perlhuhns geschoben wird. Manchmal muss es eben etwas Luxus sein.
Das Neue
Uns gefällt es immer, wenn ein Buch den Anspruch hat, seine Leser wieder ein Stück voran zu bringen. In diesem Fall mit dem Erläutern neuer Kochtechniken und Aromenkombination. Sehr löblich.
Die Optik
Der erste Grund, weshalb dieses Buch von Höchstnoten ein Stück entfernt ist: Styling und Fotografie erinnern an eine paar Jahre zurückliegende Epoche. Sie sind durchaus appetitlich, aber auf dem kalt wirkenden weißen Porzellan können sie keine Emotionen wecken.
Und die kursiv gedruckte Schrift ist leider einfach zu verschnörkelt-trutschig.
Die Struktur
Das zweite und noch größere Manko dieses Buches ist seine verwirrende Struktur. Es fällt leider irrsinnig schwer, durch den Aufbau durchzusteigen und sich zurecht zu finden. Hinzukommen verschachtelte Infoblöcke. Das ist sehr schade, denn eine bessere Übersichtlichkeit würde dem Kern des Buches viel besser entsprechen.
Die Zutaten
Entweder ihr Supermarkt ist wirklich sehr sehr gut aufgestellt, oder Sie müssen doch den ein oder anderen Fachmann aufsuchen. Was ja nie eine schlechte Idee ist. Und für Zutaten wie Agar Agar oder Xanthan braucht man unter Umständen auch einen guten Online-Händler.