Das Kochbuch
Wer „Perfektion“ in seinen Buchtitel aufnimmt, der meint es ernst. Und muss liefern. Schließlich erwartet man viel von so einem Buch. Lutz Geißler liefert. Denn dieses Buch kommt einem Standardwerk schon recht nah. Rezepte für 70 Brotklassiker zeigt Geißler in diesem Buch. Das Entscheidende: alle Rezepte sind nach festen, immer wiederkehrenden Arbeitsschritten aufgebaut. Unser einziger Einwand gegen Höchstnoten: das ständige Umblättern zu den Grundschritten und das teilweise nötige Nachrechnen.
Der Autor
Lutz Geißler kann man getrost als Deutschlands führenden Brot-Blogger bezeichnen. Seine Netz-Heimat ist der Plötzblog, seine geografische das Erzgebirge. „Blogger“ greift bei Geißler aber eigentlich zu kurz. Denn schon seit 2008 widmet sich der ausgebildete Geologe dem Backen und geht dabei mit einer Perfektion und Akribie vor, die ihres gleichen sucht. Ein größeres Wissen, als Geißler es hat, findet man selbst bei vielen Profis nicht (mehr). Leider.
Die Zielgruppe
Mal eben ein Brot backen, das ist auch mit diesem Buch möglich. Viel eher ist es aber für alle gedacht, die sich auf Geißlers Pfad begeben wollen und sich richtig ins Thema reinknien wollen und entsprechend auch bereit sind, für ein perfektes Brot mehr Zeit zu opfern.
Die Rezepte
70 Klassiker vom Weizenbrötchen bis zum Baguette und vom Milchzopf bis zum Croissant.
Der Schwierigkeitsgrad
Dieses Buch gibt sein Bestes, um die Hürde zum Backen so niedrig wie möglich zu halten. Aber wer dem Titel des Buches folgen, also „in Perfektion“ backen möchte, der wird schnell merken, dass Brot aus viel mehr besteht als nur dem Zusammenkneten von ein paar Zutaten.
Das beste Rezept
Das kann man unmöglich sagen, schließlich ist die Brotvielfalt einfach zu groß. Aber die verschiedenen Brötchenrezepte können einem den Sonntag schon sehr gut versüßen.
Das Neue
Die Latte für diesen Aspekt liegt angesichts der vielen guten Backbücher, die es bereits gibt, ziemlich hoch. Die Systematik, Akribie und der Perfektionismus dieses Buches sind aber bemerkenswert.
Die Optik
Sehr schöne Aufnahmen der Backwaren, plausible Step by step-Fotos. An diesem Punkt gibt es nichts auszusetzen.
Die Struktur
Eine so simple wie herausragende Idee ist die Inhaltsübersicht mit kleinen Bildern aller Brotsorten. So liest man nicht nur den Namen eines Rezeptes sondern sieht auch gleich, wie es aussieht. Ansonsten könnte die Struktur noch klarer sein, die Abschnitte noch deutlicher voneinander abgesetzt und der Leser noch besser durch das Buch geführt werden. Aber diese Kritik bewegt sich bereits auf hohem Niveau.
Die Zutaten
Lutz Geißler ist großer Verfechter von Bio-Lebensmitteln. Also sollten sie die entsprechenden Mehle am besten im örtlichen Biomarkt kaufen. Natürlich geht aber auch der Supermarkt.
Das Fazit
Wenn es Geißler noch besser gelungen wäre, seinen Perfektionismus mit den Alltagsmöglichkeiten der Leser zu „kreuzen“, hätten wir dieses Buch in den erlesenen Kreis der Standardwerke gehoben. Aber auch so ist es ein bemerkenswert gutes Buch, das einen beim Brot backen ein großes Stück voran bringen kann.
Wer noch mehr wissen möchte...
...kann sich auch noch die „Warenkunde Brot" kaufen, die ebenfalls vor kurzem erschienen ist. Hier steigt Geißler jenseits von Rezepten noch tiefer ins Thema ein und widmet sich zum Beispiel auch den Zusatzstoffen, die in der industriellen Brotproduktion eingesetzt werden.