Das Kochbuch
Bei Brotbackbüchern gibt es häufig nur zwei Extreme. Einerseits anspruchsvolle Rezepte (oft mit Sauerteig), die viel Können voraussetzen aber mit tollen Ergebnissen belohnen. Andererseits Rezepte für Anfänger (oft mit viel Hefe und kurzer Teigreife), die zwar schnell gehen aber auch flach schmecken. Lutz Geißler könnte mit diesem hervorragenden Brotbackbuch nun der goldene Mittelweg gelungen sein.
Das Thema
Thema dieses Brotbackbuches ist also der Spagat zwischen idealen Ergebnissen und Rezepten, die jeder auf Anhieb und mit wenig Aufwand (aber Zeit!) bewältigen kann. Wie gut dieses Buch für Anfänger geeignet ist, merkt man bereits an der sehr guten Einleitung. Leicht verständlich und in angenehmer Kürze werden darin die wichtigsten Grundlagen des Brotbackens erklärt: Brot-Qualität, die Bedeutung der Fermentation, der Zeit, des Mehls, der Hefe (Aufgabe, Funktion, Lagerung, Dosierung), Butter und Milch (Lockerung, feine Krume). Weiter geht es mit dem wichtigsten Zubehör vom Thermometer bis zur Waage und vom Gärkorb bis zum Topf.
Ein elementarer Bestandteil ist dann das Sauerteig-Kapitel, ebenfalls mit den Antworten auf die wichtigsten Fragen: Warum ist Sauerteig gesund, hält das Brot frisch und sorgt für einen guten Geschmack? Und noch wichtiger: Wie setzt man ihn selbst an?
Die Rezepte
Auf den ersten Blick ist die geringe Anzahl der nur 20 Rezepte eine kleine Enttäuschung. Die gibt sich aber schnell, wenn man die Qualität der Rezepte erkennt. Auch ihre sehr kleinteilige Beschreibung und Bebilderung sorgt dafür, dass das Buch trotzdem randvoll mit gutem Inhalt ist.
Die Rezepte geben das Versprechen ab, sehr einfach zu sein und dabei die „Ideale“ guten Brotes (Geschmack, Krume etc.) zu erhalten. In einigen kommt Sauerteig zum Einsatz, bei vielen genügt Hefe.
Eine clevere Idee sind die beispielhaften Zeitpläne, die zeigen sollen, wie man das jeweilige Rezept in den Alltag integrieren kann – mit einer Art Rezept-Fahrplan, wann welcher Arbeitsschritt dran ist. Werden in den Rezepten Fachbegriffe verwendet, werden sie meist an gleicher Stelle erklärt.
Rezept-Beispiele sind: Schrippen, Roggenbrötchen, Ciabatta, Baguette, Weizenvollkornbrot, Buttertoast, Bauernbrot, Krustenbrot und Sonntagsstuten mit Rosinen.
Der Autor
Lutz Geißler ist eigentlich Geologe, begann aber während seines Studiums als Ausgleich mit dem Brot backen. Vor einigen Jahren schon hat er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht, coacht Profibäcker, gibt Brotbackkurse, gibt auf seinem Plötzblog viel von seinem Wissen preis und ist nach eigenen Angaben mit 250.000 verkauften Büchern erfolgreichster Brot-Autor im deutschsprachigen Raum.
Die Zielgruppe
Einfach zu beantworten: Dies ist ein Einsteiger-Buch!
Die Optik
Eine weitere Besonderheit des Buches ist die Arbeit von Sandra Weihe, freie Illustratorin und Grafikdesignerin, die das Buch mit ihren Skizzen und Zeichnungen illustriert hat. Wir sind hier grundsätzlich immer zunächst etwas skeptisch. Der Grund: Illustrationen können Kochbücher leicht zu verspielt wirken lassen und der Verständlichkeit und Übersicht im Wege stehen. Hier ist das gelungen, bleibt aber etwas Geschmackssache, wie wir finden. Die aufwändige Arbeit und den persönlichen Einsatz von Sandra Weihe soll das freilich nicht schmälern.
Die sehr guten Aufnahmen der Brötchen und Brote stammen von Fotograf Hubertus Schüler.
Die Zutaten
Das Schöne am Backen ist ja, das man nicht viel benötigt. Gutes Mehl (Geißler bevorzugt Bio-Qualität), Wasser, Salz, Zeit und hier und da etwas Hefe reichen für viele Rezepte schon aus.
Das Fazit
Ja, Lutz Geißler hat den Spagat zwischen Anspruch und Einfachheit geschafft. Für Anfänger ist dieses Brotbackbuch also bis auf weiteres das Beste, was man finden kann.