Das Kochbuch
Das Hamburger Obdachlosen-Magazin „Hinz&Kunzt“ ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Institutionen der Hansestadt. Und es ist so erfolgreich, dass es in diesem Jahr seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag feiern konnte. Und dazu hatte die Redaktion eine phänomenale Idee: für 25 Tage hat sie ihr eigenes Pop up-Restaurant, die „Kunztküche“, aufgemacht und 25 Gastköchinnen und -köche eingeladen. Das „größte Abenteuer in der Geschichte des Straßenmagazins“, wie sie selbst schreiben. Und daraus ist nun dieses tolle Kochbuch entstanden.
Die Idee
Wer eine Idee davon bekommen möchte, wie Hinz&Kunzt funktioniert, der sollte sich das herzlich geschriebene Vorwort durchlesen. In ihm beschreibt Chefredakteurin Birgit Müller, wie man hier zusammenarbeitet: innig und eng, mit viel Herzenswärme und einer guten Portion Wahnsinn. Obdachlose, Ex-Obdachlose und Nicht-Obdachlose auf Augenhöhe zusammen in einem Team. So auch in ihrem Restaurant.
Gastgeber für die 25 Tage war Lutz Bornhöft von der Cook Up Culinary Gallery. Mittags gab es hier ein Gericht für 5 Euro und wer nicht zahlen konnte, bekam eines gratis. Den Gastköchen standen abends zwölf „Hinz&Künztler“ als Küchenhelfer zur Seite, das Redaktionsteam begrüßte die Gäste. Vom Erlös des Restaurants bekamen alle Verkäufer 25 Hefte gratis zum Weiterverkaufen. (Normalerweise kaufen sie die Hefte selbst für 1,10 Euro und verkaufen sie für 2,20 Euro weiter.)
Die Rezepte
Alle Gastköchinnen und -köche werden mit einem kurzen Steckbrief und unterhaltsamen Interviews vorgestellt, danach folgen ihre meist dreigängigen Menüs. Ein paar Köche und ihre Rezepte:
Lutz Bornhöft: Kalbsschnitzel mit Frühlingsgemüse und Bärlauchrisotto, Cheesecake mit Erdbeer-Rhabarber-Kompott
Salt&Silver: Ceviche Tulum, Mandelkuchen mit Orangen-Sabayon
Thomas Imbusch: geschmorte Schweinebäckchen, Vanilleeis mit Schokoladenbiskuit und Schokocreme
Matthias Gfrörer: Wulksfelder Ferkel mit Bärlauch-Risotto, Mandelbiskuit mit Joghurteis
Tim Mälzer: Gratiniertes Hühnerfrikassee, Rote Grütze mit Vanille-Soße
Anna Sgroi: Involtini vom Odefey-Huhn, Haselnuss-Tiramisu
Kitchen Guerilla: Lamm-Tandir mit Bulgur und Joghurt, Gefüllter Ofenkürbis mit Tahini-Eis
Die Optik
Das Buch ist sehr schön geworden, mit unzähligen Eindrücken aus der Kunztküche, den Köchen und Gästen. Und natürlich vielen Bildern der Gerichte. Die kann man dank gutem Layout auch wunderbar nachvollziehen und nachkochen. Die meisten von ihnen sind ohnehin eher einfach. Aber sehr lecker.
Die Zutaten
Alle Gastköche haben eins gemeinsam: sie legen auch bei schmalem Budget Wert auf gute Produkte. Daher lohnt sich ein Einkauf bei Metzgern, Produzenten und Gemüsehändlern.
Das Fazit
Ein wunderbares Projekt wird hiermit zu einem wunderbaren Kochbuch. Das man sich nicht nur wegen seines guten Zweckes kaufen sollte, sondern weil es auch noch so leckere Rezepte enthält! Und ganz nebenbei bekommt man auch noch einen schönen Überblick über Hamburgs Gastronomie-Vielfalt.