Das Kochbuch
Nach zwei Jahren Pause bringt Mälzer sein siebtes Kochbuch raus. Es ist durchaus ein schönes Werk geworden. Angefangen vom dunkelblauen Cover in Lederoptik über alltagstaugliche Rezepte bis zu kleinen, gut geschriebenen Warenkunden. Nur allzu viel Neues sollte man nicht erwarten. Dafür einige Klassiker und viele Rezepte mit einem kreativen Twist. Schön: Mälzer bringt auch wieder einige Innereien unter.
Der Autor
Was wurde über Mälzer nicht alles gelästert: Fertigkartoffelpüree-Anrührer, vorlaute Rampensau, Proleten-Koch. Doch damit tut man ihm mittlerweile unrecht. Mit der Zeit hat er sich zu einem modernen Gastronomen entwickelt, betreibt Restaurants mit unterschiedlichen Konzepten (von der „Bullerei" über die Kantine „Die gute Botschaft“ bis zum Kreativlabor „OffClub“). Wie ernst zu nehmend sein kulinarischer Wissenshunger, seine Neugier und sein Wissensschatz mittlerweile sind, hat er zuletzt in seiner Sendung „Kitchen Impossible“ bewiesen.
Mälzers bisherige Kochbücher: Born to Cook, Born to Cook 2, Kochbuch, Mälzer&Witzigmann, Greenbox, Heimat.
Die Zielgruppe
Natürlich kann sich Mälzer auf eine große Fanbasis verlassen, die seinem Buch schon vom Start weg zu einer guten Auflage verhelfen wird. Aber auch alle anderen, die sich einerseits nicht zu weit aus der gewohnten kulinarischen Deckung herauswagen aber ab und zu doch mal einen kleinen Schritt daraus machen wollen, sollten sich dieses Buch durchaus mal ansehen.
Die Rezepte
Geografisch lassen sich die Rezepte überwiegend Deutschland zuordnen (z.B. Pilzknödel, Spargelcreme-Suppe), einige sind europäisch-mediterran (Lammschulter, Portobello-Carpaccio), sehr wenige asiatisch oder orientalisch (Rosenkohl mit Granatapfelkernen).
Sehr angenehm: Alle Rezepte sind auf das Wesentliche reduziert und haben gemein, dass sie oft aus gerade mal einer handvoll Zutaten bestehen. Und mehr als Salz und Pfeffer braucht man meistens auch nicht zum Würzen.
Nut damit Sie später nicht enttäuscht sein werden: das Buch enthält ein einziges Dessert - Bananen-Blitz-Eis mit Frucht-Tatar. „Das ist das einzige, was ich kann: Bananen mit Buttermilch in den Mixer werfen, Obst in Obstsalat verwandeln“, gibt Mälzer unumwunden zu. Desserts waren einfach noch nie sein Ding.
Der Schwierigkeitsgrad
Dieses Buch wurde nicht geschrieben, damit es bei seinen Lesern im Regal verstaubt. Im Zentrum stehen deshalb fast ausschließlich einfache Rezepte, die höchstens mal ein paar Stunden im Ofen brauchen.
Das beste Rezept
Fast alle Rezepte bewegen sich auf einem ähnlich hohen Niveau, weshalb das Küren eines besten Rezeptes nicht besonders einfach ist. Also entscheiden wir uns für eines, das typisch für dieses Buch ist. Die „Kräutersaitlings-Pasta“ hat wenige Zutaten, ist schnell gemacht und trotzdem mit verblüffendem Effekt: Die feingeschnittenen Pilze nehmen in der Sauce eine pasta-ähnliche Konsistenz an, sind wunderbar schlotzig-cremig und süffig. (Und echte Pasta kommt in diesem Rezept gar nicht erst vor.)
Das Neue
Ohne Mälzer damit zu nahe zu treten kann man behaupten: (fast) nichts. Aber das behauptet er auch gar nicht. Nicht zufällig sind daher auch einige Klassiker dabei: z. B. Kartoffelsalat, Brathuhn und Cordon Bleu.
Die Optik
Das Foodstyling von Marcel Stut und die Fotografie von Matthias Haupt sind ´ne Wucht. Alles ist wunderbar klar, aufgeräumt und sinnlich-warm in Szene gesetzt. Das Buch folgt zudem dem Trend zu mattem Papier.
Das einzig störende: einige Gerichte sind so nah und mit so wenig Tiefenschärfe abgelichtet, dass man versucht ist, mit dem Auge nachzuzoomen um überhaupt etwas zu erkennen. (Oder war das bei der sauren Kalbslunge vielleicht doch Absicht!?)
Die Struktur
Nach dem Vorwort erklärt Mälzer in „Meine Küche“ einige Küchen-Basics und verrät z.B. seine Philosophie beim richtigen Würzen. Es folgen Salat, Gemüse, Fleisch, Geflügel, Fisch, Mehl-Eier-Milch und ein Menü-Vorschlag. Positiv zu erwähnen sind noch die kleinen Warenkunden zwischendurch.
Die Zutaten
Ein gut sortierter Supermarkt, ein Wochenmarkt, ein Metzger und ein Fisch-Händler sollten es schon sein. Oder haben Sie noch nichts von Mälzers Einsatz für gute Lebensmittel gehört?
Das Fazit
Dies ist ein rundum schönes Buch, das nicht nur toll anzusehen ist, sondern auch noch richtig Lust aufs Kochen macht. Seinen Preis ist es absolut wert.
Aber so sehr Mälzer auch betont, dass er sich lieber treu bleibt anstatt Trends und Moden hinterher zu rennen und Einfachheit predigt:
Für´s nächste Mal wünschen wir uns schon etwas weniger Klassiker und dafür noch mehr von den Rezepten, mit dem kleinen Mälzer-Twist. Denn die sind wesentlich spannender.