Tim, was macht eigentlich ein gutes Rezept aus?
Ein Rezept ist keine Rechenaufgabe sondern das Ergebnis von Intuition. Manchmal gibt es bei Kochbüchern aus meiner Sicht Fehlentwicklungen: zum Beispiel eine Überfachlichkeit, wo übertechnisiert wird, aufs Gramm genau berechnet wird, mit Hilfe von Computertechnik zubereitet wird. Ich will aber, dass die Leute das Handwerk lernen! Und mit diesem Kochbuch möchte ich so etwas wie eine gute Grundierung oder auch Basis schaffen. Wenn man ein Huhn nach diesem Kochbuch kocht, dann soll man wissen, wie ein Huhn geht. Und wenn man das kann, dann kann man sich weiter hervorwagen, mit anderen Details, anderen Zutaten.
Es fällt auf, dass alle Mälzer-Kochbücher ziemlich alltagstauglich sind...
Das war auch das Ziel. Der erste Grund ist ganz einfach: Ich koche einfach selbst gerne zuhause. Zweitens versuche ich dem nachzukommen, was die Leser wollen. Was nützt denen ein Buch nur zum Angucken? Und natürlich muss ich eigentlich kein Rezept mehr für Gurkensalat schreiben. Aber mein Gedanke ist, dass die Leute, die sich sonst nichts trauen, mit so einem Rezept anfangen und es für sie ein Einstieg sein kann, dem dann weitere Gerichte folgen.
Wie würdest Du den Typus deiner Kochbücher denn beschreiben?
Es gibt drei Arten von Kochbüchern. Das eine sind Kochkunst-Bücher von hochdekorierten Köchen, die ihre Handschrift zeigen wollen. Die sind schön anzusehen aber eher für die Inspiration gedacht als für´s Nachkochen geeignet. Dann gibt es „Wegwerfbücher“: Die sind schnell für einen kurzlebigen Trend produziert und nicht mehr als eine banale Aneinanderreihung von Rezepten. Und dann gibt es noch Emotionskochbücher, die die Leser für eine kulinarische Welt faszinieren sollen. Und so soll es auch bei meinen sein.
Wer soll dieses Kochbuch denn kaufen? Nur die Fans oder auch andere?
Wenn es mir nur um die Fans ginge, dann bräuchte ich nur mein Gesicht auf den Buchdeckel zu drucken. Aber es geht ja auch darum, die Leute mitzunehmen. Ich habe den Ehrgeiz, Menschen zu berühren. Und zu zeigen, dass ich ein hohes Fachverständnis habe. Denn obwohl ich mich bei der Kochtechnik und bei der Produktauswahl absolut im Rahmen bewege, habe ich ein Verständnis für diese Welt der Kulinarik, das gar nicht so banal ist.
Und deshalb haben die Rezepte auch so wenig Zutaten?
Man braucht einfach nicht viele! Meine Küche ist einfach und ich bin auch gar nicht gut darin, viele Aromen zu kombinieren. Ich mache gute Pasta, gutes Ceviche, eine gute Ente, einen guten Tomatensalat. Aber wenn ich dann noch Komponenten dazu denken müsste, wäre ich überfordert.
Und warum klappt es auch mit über 40 Jahren noch nicht mit den Desserts?
Sie interessieren mich handwerklich einfach nicht! Auch wenn ich sie natürlich sehr gerne esse. Ich mag Klaviermusik aber kann ja auch nicht Klavier spielen. Ich habe echt Respekt vor denen, die das können, aber auf mich trifft das eben leider nicht zu. Ich kann keine Desserts. Also: Schuster bleib bei deinen Leisten!
Welches Thema wird denn das nächstes Kochbuch haben?
Das darf man mich nie fragen, weil ich in dem Moment immer genau das liefere, was ich gerade gut kann. Oder was mich inspiriert. Ich habe aber das Gefühl, dass es bis zum nächsten Kochbuch länger dauern wird als dieses Mal. Aber vielleicht gibt’s ja irgend eine private Inspiration, die mich dann dazu bringt, ein neues zu schreiben.
...Du bist ja gerade Vater geworden, wie wäre es also einfach mit einem Kinderkochbuch?
Tim Mälzer grinst breit und schweigt.