Das Kochbuch
Wenn Claudio del Principe ein Kochbuch schreibt, dann weiß man manchmal nicht so genau, wo man damit nun besser aufgehoben ist: Auf dem Sofa zum Lesen oder in der Küche zum Kochen. Die Antwort: Beides! So ist es auch bei diesem Werk, mit der er der „Cucina Povera“, der einfachen italienischen Küche, die Ehre erweist. Wie immer ein Genuss.
Was ist die „Cucina Povera“?
Wir zitieren aus dem Buch: „Die kürzeste Definition von Cucina Povera liest sich in einem italienischen Wörterbuch so: Kochen mit Lebensmitteln, die wenig kosten, nach traditionellen Rezepten. Der Begriff Cucina Povera heißt wörtlich „arme Küche“. Im übertragenen Sinn bedeutet es aber vielmehr „bescheidene, demütige“ Küche.“
Und ein Kochbuch mit so einem trostlosen Thema soll man kaufen? Ja, unbedingt! Denn Claudio del Principe versteht es nicht nur, sie wunderbar ästhetisch und würdig in Szene zu setzen. Viel mehr arbeitet er auch inhaltlich heraus, weshalb ihr die Zukunft gehöre: Die Cucina Povera sei nicht nur einfach in der Zubereitung und komme mit einfach erhältlichen Zutaten aus. Sie vermeide auch Überfluss und sei von regionalen und saisonalen Lebensmitteln geprägt.
Die Rezepte
Die Rezepte beweisen, wie gut einfaches Essen sein kann und wie wenig es für wohltuende und gesunde Mahlzeiten braucht. Einige Beispiele sind Fregola sarda mit Linsen, Farinata, Pappa al pomodoro und Crespelle. Viele Gerichte sind (wenig überraschend) vegan, die meisten vegetarisch, Fisch und Fleisch kommen nur wenig zum Einsatz.
Besonders schön bei Claudio del Principes Büchern: Allen Rezepten stellt er einen lesenswerten, informativen und unterhaltsamen Text zu ihren Hintergründen voran. Der Umstand, dass die Rezepte oft mit wenigen Zutaten und Handgriffen auskommen, es über sie aber viel zu erzählen gibt, führt zu der kuriosen Tatsache, dass der Text vor dem Rezept oft länger ist als die eigentliche Anleitung.
Der Schwierigkeitsgrad
…ist wirklich einfach. Wobei „einfach“ niemals mit „banal“ verwechselt werden sollte.
Die Zielgruppe
Das Thema vereint gleich mehrere Zielgruppen in sich: Menschen, die sich gerne fleischarm bzw. fleischlos ernähren. Diejenigen, die es unkompliziert mögen (das Buch ist sehr alltagstauglich). Und nicht zuletzt auch jene, die sich für die italienische Esskultur interessieren.
Die Zutaten
Sämtliche Rezepte kommen mit äußerst wenigen Zutaten aus. Sie kauft man, um dem Thema gerecht zu werden, am besten auf Wochenmärkten, bei Erzeugern und in Bioläden. Keine Sorge, das wird nicht viel kosten.
Der Autor
Claudio del Principe versteht es wie kaum sonst jemand, Sinnlichkeit und Ästhetik der italienischen Küche zu transportieren. Sämtliche seiner bislang erschienenen Kochbücher sind eine Empfehlung. 2020 und 2024 gewann er den Deutschen Kochbuchpreis in der Rubrik „Italien“, 2023 erhielt er die „Besondere Ehrung“ des Kochbuchpreises.
Die Optik
Viel schöner, als Claudio del Principe seine Gerichte fotografiert, geht es kaum. Ruhig, minimalistisch, anmutig.
Das Fazit
Einmal mehr macht sich Claudio del Principe um die Esskultur im Allgemeinen und um die italienische im Besonderen verdient. Man kann ihm dafür nur dankbar sein.