Kochbuch-Rezension
von (19. Oktober 2022, überarbeitet am 27. Oktober 2022)

a casa

Band 2. Noch mehr Inspiration für jeden Tag

8,4 / 10

Das Kochbuch

a casa, al forno, all´orto, a mano. Und jetzt? Wieder von vorne! Das neue Kochbuch von Claudio del Principe heißt tatsächlich wieder „a casa“, nur eben Band 2. Was ist neu, was ist alt? Von „alt“ kann hier schonmal gar nicht die Rede sein. Denn del Principes sinnliche Art zu kochen und darüber zu schreiben, ist zeitlos. Neu sind die vielen genussvollen Rezepte, die del Principes puristischem Stil treu bleiben. Und die er mit flammenden Appellen gegen kurzlebige Ess-Trends und Ersatzprodukte begleitet. Das Backen mit Sauerteig führt er in diesem Buch fort, das Thema Fermentation kommt neu hinzu.

Der del Principe-Stil

Claudio del Principe lässt seine Leserinnen und Leser in seinem Kochbuch an seinem kulinarischen Leben und seinen Gedanken teilhaben. Das hat zur Folge, dass es hier keine Kapitel gibt. Stattdessen sind alle Rezepte mit dem Datum versehen, an dem er sie das erste Mal gekocht hat. Oft scheinen die Gerichte spontane Eingebungen zu sein. So lesen sich zumindest die begleitenden Texte, die manchmal nicht ganz unbescheiden davon berichten, was del Principe nun gerade wieder ausgeheckt hat und wie umwerfend das Ergebnis geworden sei. Man glaubt es ihm.

Hier hat man es also oftmals nicht mit typischen Rezepttexten (und schon gar nicht Zutaten-Listen) zu tun, sondern mit Notizen, die sich lesen, als wären sie für einen Freund geschrieben. Das hat Seltenheitswert. Und um welche Gerichte geht es nun?

Die Rezepte

Durch den Tagebuch-Charakter haben die Rezepte automatisch eine „natürliche“ Saisonalität. Mit ihr wechseln auch die Produkte, die del Principe einsetzt. Alle Gerichte sind (bis auf wenige Rezepte) typisch italienisch. Was nicht heißen muss, dass es sich bekannte Klassiker handeln muss. Es sind mehr die Produkte und die Art, wie sie del Principe verarbeitet.

Zwischendrin macht man auch als erfahrenerer Hobbykoch noch Entdeckungen, wie zum Beispiel die Cardy. Eine distelartige Pflanze, die ähnlich wie eine Artischocke blüht und deren bitter schmeckende Stiele gegart werden.

Alle Rezepte zeichnet ein ausgeprägter Purismus aus, wenige (aber gute!!) Zutaten genügen meist. Beispiel ist das „Premium-Randen-Steak“: Ein Stück gegarte Rote Bete, die del Principe lauwarm und nur mit Olivenöl, Fleur de Sel und einem Löffel Sojasauce serviert. Lesenswert ist, wie er es fast als das „bessere“ (und vegane!) Steak überhöht und in Andacht vergöttert. Typisch ist auch die kleine Tirade, mit dem del Principe sein Rezept garniert: „Wann merken al die verlorenen Schäflein, dass es für veganen Genuss keine komplizierten Gerichte braucht? (…) Keinen bescheuerten Veganuary?“

Nun aber einige weitere Rezeptbeispiele: Artischocken-Carbonara-Gnocchi, Agnolotti al plin mit Short-Rib-Füllung, bärlauchblumiger Raviolo mit Frühlingsgefühlen, Brombeer-Clafoutis, Fenchelsalat, Gnocchi mit Bärlauchpesto, Ciabatta und Sauerteigbrot.

Der Autor

Claudio del Principe hat insgesamt bereits acht Kochbüchr geschrieben, die ihre hohe Qualität eint. Mit „all´orto“ gewann er 2020 den Deutschen Kochbuchpreis. Wenn er gerade kein Kochbuch schreibt, gibt er u.a. Kochkurse für Pasta und das Backen mit Lievito Madre.

Die Zielgruppe

Claudio del Principes Kochbücher sind ein Geschenk für alle, die mit allen Sinnen kochen und genießen und sich dafür ebenso begeistern können wie er selbst.

Der Schwierigkeitsgrad

…variiert von super-simpel (siehe Randen-Steak) bis zur aufwändigen Pasta, die Fingerfertigkeit erfordert.

Die Optik

Claudio del Principes Sinn für Ästhetik ist unübertroffen. Der Purismus seiner Rezepte spiegelt sich auch in seiner Fotografie wider. Foodstyling im engeren Sinne gibt es hier nicht, selbst eine angebrannte Ofenform hat hier die Anmutung von Kunst.

Die Zutaten

Hier wird es kniffelig. Denn einfache Rezepte erfordern beste Produkte. Und die zu finden, wird nicht unbedingt leichter. Besonderes (und vor allem reifes, gut schmeckendes) Gemüse und hochwertiges Fleisch: Am besten gleich Ausschau nach einem guten Direktvermarkter halten. Natürlich tut es sonst auch erszmal der eigene Wochenmarkt.

Das Fazit

Selten ist es so zutreffend wie hier, dass Kochbücher nicht nur zum Nachkochen da sind, sondern auch zum Lesen und Schwelgen. Dieses Kochbuch ist eine helle Freude.

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geschrieben von:
Benjamin Cordes
Benjamin Cordes ist Autor und Experte für Kulinarik. Seine Filme sind im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu sehen, seine Texte u.a. im Magazin Falstaff zu lesen. Er ist Gründer von Kaisergranat.com und Initiator des Deutschen Kochbuchpreises.

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