Das Kochbuch
Dieser Titel! Klingt der nicht wahnsinnig nach mittelmäßigem Eckitaliener? Nach Steingutformen, die so teuflisch heiß aus dem Ofen kommen, dass man erstmal eine halbe Stunde warten muss, bis man den Inhalt essen kann: langweilige Lasagne, ungewürzter Brokkoli oder irgendetwas anderes überbackenes. Am besten noch mit Gouda, bei dem sich das Fett vom Eiweiß trennt.
Aber dann! Dann schlägt man dieses Buch auf und sieht, was man da tolles in der Hand hält. Das neue Buch von Claudio del Principe. Der es so meisterhaft versteht, aus wenigen Zutaten mit Hingabe und Leidenschaft Köstlichkeiten entstehen zu lassen. Und der so persönlich, mitreißend und erfrischend schreibt, wie kaum jemand anderes: „Gerichte aus dem Ofen sind aufrichtig, herzhaft, ungeschönt. Statt kleiner Portiönchen kocht man ganze Bleche, Bräter oder Aufflaufformen und wenn es bimmelt, weiß man, es erwartet einen etwas köstliches“, schreibt er. Und hat Recht.
Der Aufbau und die Rezepte
Hineins ins Buch! Es beginnt mit Gemüse, das sein Aroma im Ofen konzentriert statt in Wasser auszulaugen. So ist es mit der geschmorten Gemüsezwiebel mit Tallegio, den vielen Kartoffelgerichten, den Gemüsen in Salzkruste, den Antipasti-Variationen (mit Aubergine, Zucchini und Paprika) oder dem süßlichen Spargel aus der Resthitze des Ofens.
Danach kommt die Ofen-Pasta, zum Beispiel gefüllte Muschelnudeln oder (natürlich!) die Lasagne. Selbstverständlich in ihrer besten Variante („neun Schichten sind ideal“).
Weiter geht´s mit Fisch und Köstlichkeiten wie Wolfsbarsch in Salzkruste, Oktopus-Pastete oder Garnelen mit Knoblauch und Chili.
Das Fleisch ist perfekt für genüssliche Sonntage geeignet: mit Brathuhn (und Hühnerbrühe aus dessen Resten), Kaninchen, Spare Ribs, Lammrücken und Lammhaxen.
Auf der Zielgeraden folgen Gebäck (Fladenbrot, Mangoldtorte), Süsses wie Soufflé, Crumble, Rüblitorte oder Tarte Tatin und ein paar Snacks: Gewürznüsse oder gedörrte Oliven.
Das beste Rezept
Die „krachend knusprige Porchetta“ ist ein italienischer Rollbraten aus dem Schweinebauch, der mit einer Paste aus Rosmarin, Knoblauch und Fenchelsamen gefüllt, aufgerollt und dann 4 Stunden knusprig gebacken wird. „Unglaublich, wie das kracht!“
Der Autor
Der Schweizer Claudio del Principe ist Kochbuchautor und betreibt den Blog „Anonyme Köche“. Zuvor sind von ihm ein Buch zur vegetarischen italienischen Küche und sein Kochtagebuch erschienen.
Die Optik
Die Schlichtheit dieser Bilder ist umwerfend und sehr ästhetisch. Spannend ist der Kontrast von Gerichten, die in ihrer Backform abgelichtet sind, als kämen sie gerade aus dem Ofen, und anderen, die Del Principe filigran angerichtet hat wie den Salat von schwarzen Kichererbsen und Ofentomaten oder die Rüblitorte. Und wer hat das alles fotografiert? Der Autor selbst! Chapeau.
Die Zutaten
Man braucht für alle Gerichte nur sehr wenige Produkte. Aber dafür sehr gute. Ein Besuch beim jeweiligen Fachmann ist also Pflicht.
Das Fazit
Machen wir am Ende einen kleinen Check dessen, was auf dem Buch versprochen wird:
„Unkompliziert“? Ja, die einzelnen Handgriffe sind meist recht einfach, es kommt auf das Gefühl an!
„Überraschend“? Ja, denn was etwas Hitze und ein paar wenige Zutaten für ein Ergebnis hervorbringen, ist immer wieder verblüffend.
„Unwiderstehlich“? Sowieso.