Das Kochbuch
Haya Molcho hat mit ihrem neuen Kochbuch eine Hommage an ihre Familie und das gemeinsame Essen geschrieben. Wie ein Familienalbum enthält es bislang unveröffentlichte private Fotos und Porträts ihrer vier Söhne und ihres Mannes Samy. Was für uns noch mehr zählt: Rezepte, die so gut, so kosmopolitisch und so kreativ sind, wie man sie sonst kaum findet. Das alles macht dieses Werk besonders und emotional.
Die Rezepte
Haya Molchos Rezepte sind eine Wonne. Die Basis ist unübersehbar die Levante-Küche, die sie mit europäischen Einflüssen verschiedener Länderküchen kombiniert. Was dabei herauskommt ist ausdrucksstark, süffig, und aufregend. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen:
Gebackene Rote Beete mit Labneh, Baskischer Cheesecake, Focaccia mit Kebab, Burrata mit Orangen-Filets und Kakaonibs, Gesalzene Panna Cotta mit Amarenakirschen, Chorizo-Pasta, Ricotta Gnocchi mit Salbei, Milchreis mit Tahini-Karamell und Pecannüssen, Kohlrabi mit Tomaten-Beurre-Blanc oder Affagato-Panna Cotta mit Salzbrezeln.
Charakteristisch ist fast bei jedem Rezept ein Spiel aus Salzigkeit, Säure, Schärfe und frischen Kräutern. Und wo bitte tauchen sonst in einem Rezept Tomatenkerne auf? Die, die sonst so achtlos herausgeschnitten und weggeschmissen werden!
Etwas schade ist, dass es keine näheren Erläuterungen zu Bestandteilen der Rezepte gibt. Oder wissen sie auf Anhieb, was Zhoug oder Tatbhila sind?
Die Fehler, dass die „Steckrüben mit Harissa“ in Wahrheit Mairüben und der „Burnt Kale“ nicht Grünkohl, sondern Spitzkohl ist, verwundern. Ebenso die verwirrende Angabe bei den gefüllten Challa-Broten, bei denen nicht klar wird, ob sie nun (vor-)gebacken oder ungebacken verarbeitet werden sollen. Danke an Kay-Henner Menge für den Hinweis bezüglich der Brote.
Die Autorin und ihr Kochbuch-Team
Haya Molcho ist eine der ungewöhnlichsten, kreativsten und wohl auch deshalb erfolgreichsten Gastronominnen. Die in Israel geborene und in Deutschland aufgewachsene Köchin erkor Wien nach unzähligen Reisen zu ihrem Lebensmittelpunkt. Ihre Neni-Restaurants betreibt sie mittlerweile an 12 Orten, davon drei in Wien und vier in Deutschland.
An dem Kochbuch hat ein ganzes Team mitgearbeitet. Oder soll man besser sagen „Familie“? Mit dabei sind ihr Sohn Nuriel, ihre Schwiegertochter Audrey, Katrin Wondra als Creative Director, Fiona Grassl (Texte), Katharina Pflug (Fotografie), Manuel Kohler (Styling) und Luisa Stömer (Collagen). Sie haben fast alle eine spannende kosmopolitische Biografie. Das kann doch kein Zufall sein!?
Die Zielgruppe
Ein Kochbuch für alle, die weltoffen, neugierig und genussfreudig sind.
Der Schwierigkeitsgrad
…manchmal gibt es wirklich wichtigeres. Aber wir können die Sorge nehmen: Familienküche ist niemals kompliziert.
Die Optik
Katharina Pflug und Manuel Kohler haben eine wundervoll perfekt-unverpackte Optik geschaffen. Alles hier sieht so unverschämt lässig und lecker aus, man glaubt es gar nicht. Die vielen persönlichen Bilder (und Collagen daraus) machen das Buch sehr persönlich.
Die Zutaten
…findet man zwar in guten Supermärkten, mehr Spaß macht der Einkauf aber natürlich auf dem Wochenmarkt!
Das Fazit
…man müsste Mitglied in der Molch-Familie sein. Vermutlich wird in keiner Familie besser gegessen. Immerhin gibt es ja jetzt dieses Kochbuch.