Das Kochbuch
Gäbe es einen Preis für den innovativsten, kreativsten und umtriebigsten Gastronomen, The Duc Ngo wäre ein heißer Anwärter. Resultat seines kulinarischen Schaffensdranges sind mehrere ikonische Restaurants, die auf kosmopolitische Weise Geschmäcker aus der ganzen Welt miteinander verbinden. Der Schwer- und Ausgangspunkt ist dabei immer Asien. In seinem ersten Kochbuch unternimmt der Ausnahme-Gastronom einen Streifzug durch seine Läden und lässt seiner LeserInnen an deren kulinarischer Faszination teilhaben. Ein großes Vergnügen.
Der Inhalt
Gute Kochbücher sind oft viel mehr als bloße Rezeptsammlungen. So ist es auch hier. Der Inhalt bringt einen großen biografischen Anteil mit, den man sehr gerne liest (gut aufgeschrieben von Julia Bauer). Es geht um Familie, Freunde und Kollegen und jedes Restaurant wird ausführlich porträtiert. Es gibt also durchaus viel zu lesen (wenn man möchte).
Zu den Ausführungen gehören auch ein paar Selbstzuschreibungen wie „Ich sehe mich als Meister der Geschmackserlebnisse, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen“ oder „Ich bin Fusion“. Letzterer Satz gibt auch in prägnanter Kürze perfekt wieder, wie die Rezepte in diesem Buch sind:
Die Rezepte
Süffig, süß, sauer, scharf, umami – das sind die Attribute, die einem als erstes bei den über 80 Rezepten in den Sinn kommen. Kein Wunder, spielen sie auch in Asien auch eine herausragende große Rolle.
Und so sind die Gerichte eine in dieser Form einzigartige Verbindung unterschiedlichster (nicht nur asiatischer) Aromen und Produkte. Im „Funky Fisch“-Kapitel findet sich sogar eine Seezunge Müllerin mit Kapern.
Weitere Beispiele, bei denen wir zum besseren Verständnis nicht den Original-Titel aufführen, sondern die deutsche Umschreibung/Übersetzung: Frittierte Aubergine mit Sesamsauce, Oktopus-Ceviche, geflämmter Lachs mit peruanischer Chilisauce, gebratenes Rinderfilet mit Shiitake, Kräuterseitlingen und Butter-Sake-Sojasauce, Chicken Mango Salad, Szechuan Beef Buns, Spicy Lamb Dumplings, Baked Banana, Crudo von Gelbschwanz-Makrele mit Kalamata-Oliven und Tomate, gebackener Haferkuchen mit Schlagsahne, Lauwarmer Rindfleischsalat mit Reisnudel, Pho mit Maishähnchen und Koriander, ausgebackene Garnelen mit japanischer Mayonnaise und Chili.
In vielen Rezepten gibt es präzise Gramm-Angaben. Das ist nicht nervig oder umständlich, sondern seriös: Für das richtige Ergebnis kommt es eben manchmal auf Genauigkeit an. Und wer keine Lust auf´s Wiegen hat, der wird auch so klarkommen.
Der Schwierigkeitsgrad
…variiert zwischen einigen unkomplizierten Gerichten und vielen, die etwas mehr Aufwand benötigen. Aber der wird belohnt, das versprechen wir.
Die Zielgruppe
Noch unschlüssig? Einfach nochmal unsere Rezeptbeispiele durchlesen. Danach sollte sich die Frage beantworten lassen. Neugierde und Aufgeschlossenheit sind jedenfalls schonmal zwei gute Voraussetzungen, um mit diesem Buch Spaß zu haben.
Die Zutaten
Hier wird es etwas komplizierter. Denn einige Zutaten (Yuzu-Tea, Masago Arare) sind relativ speziell, sodass sie auch ein ganz normaler Asialaden nicht unbedingt führen wird. Im Internet wird man aber immer fündig. Alte Weißheit: „Alle Köche sind besch… , die sich nicht zu helfen wissen!“ Auch bei Fisch und Fleisch ist man auf Top-Qualität angewiesen.
Noch etwas zum Staunen: Dies ist das (nach unserer Erfahrung) das erste Kochbuch, in dem in einigen Rezepten (längst nicht allen!) Glutamat verwendet wird. (Bitte sich an dieser Stelle einen ironisch gemeinten Schock-Emoji vorstellen). Welchen Hintergrund Glumata in Teilen der asiatischen Küche hat, liest man hier übrigens auch. Und jetzt warten wir einfach mal, wie lange es wohl bis zur Schlagzeile „Spitzenkoch kocht mit Glumatat!“ dauert.
Der Autor
Wir zitieren den Verlag: The Duc Ngo ist Koch und Gastronom aus Berlin. 1974 in Hanoi geboren, flüchtete er 1979 mit seiner Familie nach Berlin und interessierte sich schon früh für die japanische Küche. Er arbeitete neben seinem Japanologie-Studium im "Sachiko Sushi Berlin", eröffnete als 24
jahriger das "Kuchi" und betreibt heute 15 Restaurants in Berlin, Frankfurt am Main und Baden Baden. Serviert wird innovative Asia Fusion mit frischesten Zutaten. The Duc Ngo gehört zu den 100 besten Köchen Deutschlands (Rolling Pin, 2024) und ist mit 5 Restaurants im Guide Michelin vertreten. Er ist regelmäßig im TV zu sehen, ob als Gastjuror bei The Taste oder bei legendären Auftritten bei Kitchen Impossible, und begeistert unter @the duc ngo mehr als 337 Tsd. Follower*innen auf Instagram.
Die Optik
Gut gegliedertes Layout und sehr gelungene Foodfotografie von Steffen Sinzinger.
Das Fazit
Eines der besten, ungewöhnlichsten und vielseitigsten Kochbücher der vergangenen Zeit. Eine echte kulinarische Bereicherung.




