Morgens, wenn man das Fenster weit aufmacht, strömt er einem entgegen. Der Duft von Getreidefeldern und Zitronenbäumen, die der Morgentau aus den Feldern und Blüten vorm Haus löst. So wacht man auf im Hotel „Su Nuraxi“ (geschprochen ´Nuraschi´ mit weichem sch). Es liegt zwischen Hartweizenfeldern und Olivenhainen in der „Marmilla“, einer Hügellandschaft die ihren Namen (Marmilla = Brust) den vielen kegelförmigen Bergen zu verdanken hat. Sie ist zugleich die Kornkammer Sardiniens.
Die Nuraghe
Nur wenige Minuten zu Fuß sind es bis zu der Stätte, der das Hotel seinen Namen verdankt. Die Nuraghe Su Nuraxi, eine prähistorische Kultstätte, die seit 1997 Weltkulturerbe ist.
Sardiniens Pflanzen- und Tierwelt
Mich interessiert die Umgebung, ich beginne mit ihrer Erkundung direkt hinterm Haus. Dort steht eine lange Allee mit Olivenbäumen. Sie führt durch Hartweizenfelder, vorbei an Mandelbäumen und vermittelt schon auf kürzester Distanz einen Eindruck von der Vielfalt der Insel, seiner reichen Tier- und Pflanzenwelt.
Unsere Gastgeberin Tonina
Unsere Gastgeberin Cristina „Tonina“ Locci verwöhnt uns mit einfacher, authentischer Küche. Dazu gehören fantastische, allesamt selbstgemachte Antipasti, die typisch-sardische „Fregola-Sarda“-Pasta, Honig aus den eigenen Bienenstöcken und ein selbst angesetzter Limoncello, der mit dem Gekauften nichts gemein tun hat: er ist vollaromatisch, rund und harmonisch, viel weniger süß und knallgelb.
In den Genuss eine ähnlich leckeren Essens kommen wir auch beim Besuch einer sardischen Familie in der Nähe des Lago Omodeo, die uns drei (!) Stunden auf´s Köstlichste versorgte. Ein Auszug:
Claras Gemüsegarten
Neben dem Hotel liegt das Gemüsefeld. Toninas Tochter Clara bewirtschaftet es auf biologische Weise und zeigt uns, was sie hier alles anbaut.
Doch auf den ersten Blick haben wir mit dem Zeitpunkt unserer kleinen Führung Pech. Vieles ist bereits jetzt im Mai geerntet, anderes wie Fenchel und Tomate noch nicht reif. Doch nach und nach füllt sich Claras Korb. Denn die wilden Varianten einiger Kräuter und Gemüse wachsen reichlich, dazu gehören Artischocken, Fenchel und Mangold. Was sofort auffällt: weil Clara ohne Chemie arbeitet, blüht es hier kunterbunt.
Ravioli mit Ricotta-Füllung
Zurück von unserer kurzen Exkursion verwandeln wir unsere Ausbeute in ein köstliches, unkompliziertes Abendessen.
Tonina knetet aus Semola (Hartweizengrieß), Eiern und etwas nativem Olivenöl einen samtigen Pastateig.
Aus Ricotta, wildem Mangold und Zitronenschale bereitet sie die Füllung zu.
Bis Tonina anderthalb Meter Pastateig mit Klecksen der Füllung versehen hat, vergehen nur wenige Sekunden, so geübt sind ihre Handgriffe. Gleiches gilt für das Umklappen und festdrücken des Teiges.
Am Ende wird daraus ein Paradebeispiel für die köstliche, einfache sardische Küche: Ravioli mit zitronig-cremiger Füllung und fruchtigem Tomatensugo. Man möchte gar nicht mehr aufhören, das zu essen.
Der Abend
Der Tag endet, wie er begonnen hat. Mit dem Duft der Getreidefelder und Zitronenbäume. Nur dass jetzt auch noch Abendrot, Mond und Sterne dazukommen. Fast zu schade, um ins Bett zu gehen.
Aber morgenfrüh geht´s schon weiter mit Pecorino und Ricotta herstellen. Nachzulesen in Teil 2 meiner Reise, inklusive Brotbackkurs und Besuchen bei zwei Winzern.
Wer diese oder eine ähnlich genussvolle Reise selbst erleben möchte, der findet dazu viele spannende Touren bei Sapio - kulinarische Entdeckungsreisen.