Das Kochbuch
Vorsicht, heiß und fettig! Nie war ein Einstieg in eine Kochbuch-Rezension passender als hier. Denn Vivi D´Angelo und Josh Flatow frittieren sich hier auf knapp 200 Seiten durch unterschiedlichste Rezepte. Ihr Buch ist dabei nicht nur kulinarisch und handwerklich bereichernd, sondern auch noch sprachlich, humoristisch und optisch ein Genuss.
Zur Sicherheit noch eine Klarstellung: Frittieren meint hier wirklich frittieren, also in Fett baden. Wer nach Rezepten für die Heißluftfritteuse sucht, ist hier falsch.
Der Inhalt
Der Humor beginnt in diesem Buch schon beim Inhaltsverzeichnis. Einem ersten launigen Vorwort folgt nämlich noch ein zweites, das mit „Okay, aber jetzt im Ernst: Vorwort“ angekündigt wird und etwas inhaltlicher wird.
Auch die weiteren Seiten vor den Rezepten sind sehr gewinnbringend zu lesen. Etwa der Abschnitt „Frittieren: Eine Technik, so alt wie die Menschheit (vielleicht)“ oder „Warum ist Frittieren so köstlich“, ein Gastbeitrag vom Molekularbiologen Dr. Michael Podvinec
Zu den 26 Seiten Küchentheorie zählen nützliche Kapitel wie „Equipment“, „Damit auch keiner heult: Frittieren in Sicherheit“, „kleine Fettkunde“ (Fettarten, Rauchpunkte), „Panieren und Frittieren“, „Umgang mit Fett“. Man lernt hier wirklich viel, zum Beispiel, welchen Einfluss Proteine im Backteig auf die Bräunung haben.
Der Schluss des Buches, der in anderen Fällen schnörkellos „Danksagung“ heißt, ist hier – natürlich – „Ein fettes Danke!“.
Die Rezepte
Die drei Rezeptkapitel lesen sich zunächst wie Babysprache vorm Toilettengang: Klein, Groß, Süß. Natürlich versteht man aber auch so, was gemeint ist. Und die unbekümmerte Betitelung passt perfekt zum Stil des Buches.
Die Rezepte sind, bis auf wenige Ausnahmen, alles andere als konventionell. Dafür spannend und längst nicht nur aus frittierten Kohlenhydraten a.k.a. Kartoffeln bestehend. Beispiele sind Rote Bete-Chips mit Kakao; Karotten mit Passionsfrucht und schwarzem Sesam; Topinambur mit Rosmarin, Kümmel und Kresse; Austernpilze mit Douchi-Mayonnaise; Kroketten mit Chorizo und Manchego; Käsespätzle mit Zwiebelschmelze (zubereitet wie Arancini); Falafel mit Tahini und Tomaten-Gurken-Salat; Fritto Misto; Szechuan Hot Chicken; Donuts, Apfelküchle; gebackene Bananen; Churros mit heißer Schokolade.
Mit Pansen, Schweineohren und Kaninchenleber gehören sogar ein paar besonders außergewöhnliche Zutaten dazu. Dies ist also alles andere als ein Mainstream-Buch. Kompliment an den AT Verlag, dass er das mitgemacht hat!
Die Zielgruppe
Beim Rezensieren dieses Buches hatten wir die ganze Zeit dieses Bild vor Augen: Wie Freunde sich in der Küche treffen, die Fritteuse in der Mitte, und die Rezepte nacheinander wie kleine Experimente durchprobieren. Mit einem Leuchten in den Augen und vergnügtem Glucksen beim Probieren der Ergebnisse.
Die Zutaten
Die meisten Zutaten findet man ohne Probleme im (Bio)Supermarkt. Für einige Besonderheiten wie die Kaninchenleber, so man sie denn probieren möchte, muss man etwas auf die Suche gehen.
Als Allround-Öl, das für alle Rezepte funktioniert, wird in dem Buch raffiniertes Rapsöl empfohlen.
Der Autor und die Fotografin
Josh Flatow ist Koch und als Rezeptentwickler und Foodstylist unterwegs. Er hat das Foodstyling für das Küchenhandbuch Huhn übernommen und hat mit Vivi D´Angelo ein Buch über´s Wursten (Herbst 2025) geschrieben.
Vivi D´Angelo gehört zu den renommiertesten Foodfotografinnen im deutschsprachigen Raum und hat bereits vielen Kochbüchern mit ihrer Arbeit Glanz verliehen. Dafür gab es auch schon den Deutschen Kochbuchpreis.
Die Optik
Ein außergewöhnliches Kochbuch-Thema mit einer außergewöhnlichen Bildsprache. Mit viel Liebe zum Detail wurden die Gerichte hier in Szene gesetzt, mit passenden Untergründen, Accessoires und sogar einem Handmodel, das das Frittiergut mit passend lackierten Fingernägeln ins Bild hält. Kompliment für so viel Hingabe!
Das Fazit
Goldene Zeiten - goldene Seiten! Nie war die Fettfleckengefahr bei einem Kochbuch größer.