Das Kochbuch
Lutz Geißler und Christina Weiß haben sich auf die Suche nach gutem Brot gemacht und sind dafür quer durch Deutschland gereist. Sie haben zwar (fast) kein gutes gefunden, haben aber trotzdem ein Buch über ihre Tour geschrieben. Das Werk ist eine Mischung aus Reisebericht und Brotbackbuch mit erhellenden Erkenntnissen und gewohnt attraktiven Rezepten für Brot, Brötchen und anderes Gebäck.
Die Brotreise
Drei Wochen warn die beiden mit Bahn und Klapprad unterwegs. Per Zufallsprinzip haben sie kleine Städte angesteuert, in denen sie sich die Bäckereien und deren Brote angesehen haben. Mit einer repräsentativen Studie ist ihre Herangehensweise nicht zu vergleichen, jedoch schreiben die beiden nachvollziehbarer Weise, dass ihre Erlebnisse wohl einen guten Eindruck vom Bäckereien-Querschnitt geben dürften.
Apropos Studie: Hier sei auf die von Lutz Geißler in Auftrag gegebene Studie zum Zustand des Deutschen Bäckerhandwerks hingewiesen.
Eigentlich wollten Geißler und Weiß gute Bäckereien besuchen und im Buch ihre Rezepte vorstellen. Doch das Bäckerhandwerk erlebt (aus ihrer Sicht) eine Qualitätskrise. Die Zahl der Betriebe sinkt, die Verbliebenen werden größer und die Produktion industrieller. Alles, was Handarbeit und Zeit erfordert, bliebe auf der Strecke, schreiben sie.
Und so wurde ihre Hoffnung auf gute Backwaren enttäuscht und ihr Buch stattdessen zu einem Report über die Missstände im deutschen Bäckerhandwerk. Und die fremden Rezepte haben sie kurzerhand durch eigene, bessere Rezepte ersetzt.
Die Reise- und Einkaufsberichte sind nicht mit einem Reiseroman zu verwechseln. Dennoch lesen sie sich leicht und unkompliziert und geben einen schönen Eindruck von der Route. Positiv ist auch, dass immer wieder geografische und geschichtliche Erläuterungen ergänzt werden.
Die eingangs von jedem Kapitel abgedruckten Zitate von beiden wirken etwas gewollt und zusammenhangslos. Die verschriftlichten Dialoge mit Verkaufspersonal, Bäckern und anderen Menschen, denen Geißler und Weiß begegnet sind, lesen sich öfters etwas hölzern und sind von unterschiedlichem Erkenntnisgewinn.
Die Rezepte
Der aus unserer Sicht wichtigste Teil des Buches sind die über 50 Rezepte aus fast 20 Regionen Deutschlands.
Sie imitieren, ergänzen und verbessern die Brote und Gebäcke, die die beiden Brot-Experten bei ihrer Reise kaufen und probieren. Manche sind auch lediglich von Erlebnissen und Eindrücken der Reise inspiriert, ohne einen Bezug zur jeweiligen Region zu haben. Das ist etwas schade und führt zu der Überlegung, ob es nicht auch attraktiv wäre, einen Deutschen Brotatlas zu schreiben mit allen regionaltypischen Brotsorten!?
Die Bandbreite der Rezepte ist relativ groß und reicht von Broten über Kleingebäck bis zu süßen Spezialitäten wie Zwetschgenstück, Butterkuchen und mürben Hörnlen.
Der Anteil der reinen Sauerteigbrote ist sehr klein, wesentlich häufiger und etwa zu gleichen Teilen vertreten sind reine Hefe-Gebäcke oder Rezepte mit Hefe- und Sauerteig.
Beispiele sind: Heidebrot, Bayerische Brezeln, Franzbrötchen, Milchbrötchen, Eiweißbrot, Graubrot, Linsen-Saaten-Brot, Bauernbrot, Rosinenstuten, Butterkuchen und Puddingstreusel.
Die Zielgruppe
Dieses Buch ist insbesondere für alle geeignet, die sich über reine Brotrezepte hinaus noch für die deutsche Brotkultur interessieren.
Der Schwierigkeitsgrad
…variiert zwischen einfach und aufwändig. Es gibt zwar auch einen Praxis-Teil am Ende des Buches, aber zum Einstieg empfehlen sich andere Brotbackbücher von Lutz Geißler.
Die Zutaten
…finden sich in jedem guten (Bio-)Supermarkt und in Drogerien. Das Buch enthält auch einen Abschnitt mit Bezugsquellen für Zubehör etc.
Die Autoren
Lutz Geißler ist Deutschlands bester und erfolgreichster Autor von Brotbackbüchern. Er wurde mehrfach mit dem Deutschen Kochbuchpreis ausgezeichnet. Christina Weiß und er betreiben eine Bäckerei in Hamburg-Sasel und geben unterschiedlichste Arten von Brotback-Kursen.
Die Optik
…ist sehr gelungen. Auf einer Landkarte kann man die Reiseroute nachvollziehen, ergänzt um die jeweiligen Gebäcke zu den einzelnen Stationen. Das Layout und die Rezepttexte sind angenehm luftig und gut zu lesen. Die Fotografie von Oliver Brachat bringt alle Gebäcke sehr schön zur Geltung. Und Reisebilder gibt’s von Christina Weiß und Lutz Geißler noch obendrauf.
Das Fazit
Ein verdienstvolles Brotbackbuch, das für Qualität und Probleme im Bäckerhandwerk sensibilisiert und ein Bewusstsein für gutes Brot schafft. Nicht zu vergessen die gewohnt hervorragenden Rezepte.