Das Buch
Dies ist kein Kochbuch, dies ist ein Köche-Buch. Und was für ein starkes! In seinem Debüt als Sachbuch-Autor schreibt Roland Trettl über seine Zeit als Küchenchef im Redbull-Restaurant „Ikarus“ im „Hangar 7“ des Salzburger Flughafens, in dem er jahrelang mit den besten Köchen der Welt zusammengearbeitet hat. Und über seine Ansichten zu diversen Themen der Spitzengastronomie, etwa der Bedeutung des „Guide Michelin“. Dies ist vielleicht ein Meisterstück der Belletristik, dafür kann man mit dem Buch gut ein paar sehr unterhaltsame Stunden verbringen!
Der Autor
Vor seiner Zeit als Küchenchef im Restaurant „Hangar 7“ am Salzburger Flughafen war der Südtiroler Trettl schon die rechte Hand von Eckard Witzigmann im mallorcinischen „Ca´s Puers“, im „Tantris“ und in der „Aubergine“.
Die Zielgruppe
Für alle, die auch nach dem Kochen noch nicht genug haben, und mit kulinarischer Literatur auch noch ins Bett gehen wollen.
Die Rezepte
Kochen wie im Ikarus - zumindest im kleinen Stil ist das mit diesen Rezepten möglich. Entsprechend speziell sind sie zum Teil, aber das macht natürlich auch den Reiz aus.
Der Schwierigkeitsgrad
Die Rezepte sind hier nur Beiwerk und sind überwiegend von den Gastköchen. Die Bandbreite reicht von simpel bis höchstkomplex.
Das Neue
Einen Blick hinter die Kulissen gab es zwar unter anderem schon bei Anthony Bourdain („Geständnisse eines Küchenchefs. Was Sie über Restaurants nie wissen wollten“), nun gibt es das Ganze erstmals auch aus europäischer Sicht. Es ist nicht so, dass man jeden Absatz von neuem vom Stuhl fällt, weil die Enthüllungen derart frappierend sind. Für alle, die sich für das Thema etwas näher interessieren, ist das Lesen aber eine Freude.
Die Struktur
Trettl arbeitet sich von Thema zu Thema, von Vorurteil zu Vorurteil und von Gerücht zu Gerücht durch. Sie alle haben eigene Kapitel.
Die Optik
In Sachen Layout ist hier nicht viel los: es gibt praktisch keine Bilder. Schade eigentlich! Ein paar appetitanregende Ablichtungen der (wenigen) Rezepte wären eine schöne Abwechslung zur Bleiwüste.
Die Zutaten
Je nach Schwierigkeitskeit der Rezepte kann auch die Beschaffung der Bestandteile zur Herausforderung werden. Ein Griff in den Molekularküchenbaukasten ist hier und da mal von Nöten. Aber zum Nachkochen liest man dieses Buch ohnehin eher nicht.
Das beste Rezept
„Sticky Rice mit Mango“ ist eins der Rezepte von der einfacheren Sorte. Dafür aber mit dem Versprechen, das perfekte asiatische Dessert hinzubekommen.
Das Highlight
Zu lesen, wie mancher Koch dank Gin-Rausches schon vor Beginn des Abendgeschäfts außer Gefecht gesetzt ist, lässt einen nicht nur schmunzeln sondern auch ahnen, wie aufreibend der Beruf des Spitzenkochs sein kann.
Für´s Protokoll: Alkohol ist keine Lösung. Es sei denn, es ist der Madeira in der Trüffelsauce!