Das Kochbuch
Wir alle kennen die Märchen der Gebrüder Grimm, haben den Geschichten rund um Prinzessinen und Prinzen, böse Stiefmütter, Wölfe, Hexen und Feen gelauscht. Stevan Paul hat sich die Märchen zum Vorbild genommen und Rezepte zu den Geschichten geschrieben. Es sind tolle Rezepte geworden, die man mit oder für Kinder kochen kann. Oder auch einfach so. Und weil das gesamte Buch auch noch so besonders hübsch (und gar nicht kitschig!) gestaltet ist, ist es auch jenseits der Märchen ein richtig gutes Kochbuch.
Das Thema
Die zeitlosen Märchen-Klassiker wurden von den Volkskundlern Jacob und Wilhelm Grimm aus dem hessischen Hanau zwischen 1812 und 1815 in zwei Bänden aufgeschrieben. Stevan Paul hat sich mit ihnen intensiv auseinander gesetzt und stellt fest: „Das Essen hat in den Märchen meist funktionalen Charakter: Schneewittchen wird mit einem rotbackigen Apfel verführt, mit Brotkrumen versuchen Hänsel und Gretel den Weg nachhause zu finden, Kuchen und Wein sollen Rotkäppchens Großmutter gesunden lassen und Aschenputtel erfährt echtes Mobbing durch eine Handvoll Linsen.“ Und: „Gerne wird zum guten Ende groß aufgetischt, geheiratet und geschlemmt. Die Tische biegen sich und alle sind sehr glücklich.“ Aber: Was genau dann jeweils gegessen wurde, darüber erfährt man leider meist wenig. Stevan Paul hat sich deshalb an die Arbeit gemacht und die passenden Rezepte selbst entwickelt und aufgeschrieben.
Und er hat auch die Märchen neu interpretiert. Die Orginialtexte waren ihm zu nüchtern. „Ich habe eine Prise Humor und Augenzwinkern dazu getan“ schreibt er. Das hat den Märchen gut getan, vermutlich werden die Kinder seine humorvolleren, zum Teil etwas weniger gruseligen Fassungen sogar lieber mögen.
Der Autor
Stevan Paul ist einer der umtriebigsten, profundesten und vielseitigsten Kochbuchautoren des Landes. Die Bandbreite seiner Themen ist erstaunlich, alle seine Bücher haben aber ein gleichbleibend hohes Niveau gemeinsam.
Die Zielgruppe
In erster Linie ist dies ein Buch für Eltern, die für ihre Kinder kochen. Die beste Reihenfolge: erst abends ein Märchen vorlesen und am Tag später das Rezept dazu kochen. Sie werden sehen, wie die Kinder beim mitkochen motiviert sind! Aber: alle Rezepte sind natürlich auch abseits der Märchen richtig gut und lecker.
Die Rezepte
Stevan Paul kann seine Rezepte am besten selbst beschreiben: „Deftige bis raffinierte Alltagsgerichte finden sich im Buch genauso wie Familienrezepte, die auch kleinen Prinzessinnen und Prinzen schmecken. Dazu Gerichte, die eines Königs würdig wären und was her machen, wenn Gäste vorbeischauen.“ Beispiele: Himbeer-Cupcakes, Entrecote mit gegrilltem Radicchio, grüner Spargel mit getrüffeltem Rührei oder Schokomousse mit Rhabarberkompott. Und zum Rapunzel-Märchen gibt´s einen „Rapunzel-Salat deluxe“. Originell!
Das beste Rezept
Die Kartoffel-Topinambur-Suppe mit Pfifferlingen ist ein herrlich wärmendes, wohltuendes Wintergericht.
Der Schwierigkeitsgrad
Die Rezepte sind überwiegend unkompliziert, da kann man ohne Probleme nebenbei noch ein Märchen-Hörbuch hören.
Das Neue
Dieses Buch zeigt auf tolle Weise, wie Kochen für Kinder mit Anspruch geht: nicht infantil oder albern sondern phantasievoll, kreativ und mit guten Rezepten. So nimmt man die Kinder ernst und unterfordert sie nicht mit Fischstäbchen und ähnlichem Quatsch.
Die Optik
...ist sehr gelungen. Nicht nur, weil alles übersichtlich ist, sondern auch weil das Styling von Tanja Trific sehr schön geworden ist.
Die Struktur
Stevan Paul hat die Rezepte rund um acht Märchen geschrieben:
Aschenputtel – Einfache Küche
Dornröschen – Für Gäste
Rapunzel – verführerische Sünden
Rotkäppchen – für unterwegs
Rumpelstilzchen – über dem Feuer
Schneewittchen – Lieblingsgerichte
Die Bremer Stadtmusikanten – Abendbrot
Hänsel und Gretel – Ofenschmaus
Die Zutaten
...bekommt man fast alle im gut sortierten Supermarkt.
Das Fazit
Ein stimmungsvolles Buch, das sich auch ganz hervorragend als Geschenk eignet!