Das Kochbuch
Was haben Physik, Chemie und Mechanik mit Kochen und Genuss zu tun? Keiner weiß das besser als Prof. Thomas Vilgis, Deutschlands vermutlich bekanntester Lebensmittelphysiker mit gutem Draht zur Spitzengastronomie und eine großen Prise Humor. Die in keinem seiner vorherigen Bücher so gut rauskam, wie in diesem. Und dabei lernt man auch noch eine ganze Menge darüber, was in Kochtopf, Pfanne und Ofen vor sich geht.
Das Thema und der Inhalt
Was bitte soll ein Gastronaut sein? Die Antwort gibt es vorne im Buch: „jemand, der die Küchenphänomene mit physikalischem Hintergrundwissen und einer großen Portion Entdeckergeist erkundet.“ Und daran kann man in diesem (populär-)wissenschaftlichen Kochbuch wunderbar teilhaben. In acht Kapiteln erklärt Vilgis schier unendlich viele Prozesse und Details aus der Kochwissenschaft. Aber niemals trocken und spröde sondern so locker, als würde er seine Beobachtungen und sein Wissen im Freundeskreis teilen.
Die Rezepte
Haben eine maximales thematisches Spektrum. Von einer Zwetschgenkonfitüre über geschmorte Ochsenbacken (endlich erfährt man, was sie so köstlich macht und warum aus „unkaubar“ nach stundenlangem Schmoren „zartschmelzend“ wird), Fake-Stopfleber aus Avocado und Lachsforelle mit rohem Rhabarber bis Umami-Panna Cotta finden sich hier die erstaunlichsten Kombinationen, die zwar manchmal verrückt klingen aber vor allem aufregend schmecken.
Der Autor
Thomas Vilgis ist fast ein kleines Phantom unter den Kochbuch-Autoren. Denn er steckt in viel mehr Kochbüchern, als man ahnt. Häufig ist er Co-Autor mit einzelnen (Theorie-)Kapiteln, manchmal bleibt er ganz im Verborgenen, etwa wenn er den Autoren nur im Hintergrund ein paar Tipps gibt. In seinem „echten“ Leben ist er Physiker am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz und forscht auf dem Gebiet der weichen Materie.
Die Zielgruppe und der Schwierigkeitsgrad
Für Profis ist dieses Buch ebenso spannend zu lesen wie für aufgeschlossene Hobbyköche. Letztere brauchen für einige der Rezepte übrigens noch nicht einmal eine speziell ausgerüstete Küche oder besondere technische Fähigkeiten. Die größen Aha-Erlebnisse verstecken sich oft im Alltäglichen!
Das Neue
Alles. Selten macht dieses Kriterium bei einem Buch so viel Sinn wie hier. Denn hier gelingt eine tolle Verbindung von Wissenschaft und Alltag und das auch noch mit einer wunderbar lockeren, anschaulichen und humorvollen Sprache.
Die Optik
Die Bilder sind hier deutlich in der Unterzahl, dafür aber stets mit ihrem Purismus sehr schön anzusehen. Abgelichtet hat die Rezepte der Fotograf Jörg Lehmann.
Die Zutaten
...bekommt man für die meisten Rezepte durchaus schon in einem guten Supermarkt. Wer hätte das gedacht...
Das Fazit
Ein wunderbares Kochbuch mit unterhaltsam geschriebenen Texten, aufregenden Rezepten und vielen Aha-Erlebnissen.