Kochbuch-Rezension

Das jüdische Kochbuch

7,9 / 10

Das Kochbuch

Die jüdische Küche erlebt zurzeit eine nie dagewesene Aufmerksamkeit. Woran das genau liegt, kann man nur mutmaßen: Da ist einerseits die große Popularität der Levante-Küche, mit der es viele Überschneidungen gibt, die Beliebtheit von Metropolen wie Tel Aviv als Reiseziel und die zunehmende Zahl hervorragender Restaurants mit jüdischer Küche. Gut also, dass es Kochbücher wie dieses gibt, die seine LeserInnen diese Küche begreifen und nachkochen lassen.

Die Rezepte

Bei jüdischer Küche denken die meisten wohl an Köstlichkeiten wie Hummus, Shakshuka und Falafel. Doch das ist nur der israelische Teil ihrer Esskultur. Denn die große Besonderheit der jüdischen Küche ist – im Gegensatz zu fast allen anderen Küchen der Welt – dass sie nicht geografisch definiert ist. Und so gehören zu ihr Rezepte aus aller Welt und aus all jenen Ländern, in denen Juden leben. Diese Vielfalt hat jedoch einen ernsten Hintergrund: Die Vertreibung und Flucht. Und so haben sich durch die Irrungen der Geschichte ganz unterschiedliche Stile der jüdischen Küche herausgebildet. „Sie wurde durch Resilienz, Anpassungsfähigkeit und Veränderung, durch Sehnsucht und Erinnerung und oft auch durch Heimweh geformt“, liest man dazu treffend im Vorwort. Etwa wenn in Mexiko die Matzeknödelsuppe, eigentlich ein Gericht der osteuropäisch-jüdischen Küche mit Zwiebeln, Avocado und Koriandergrün variiert wird. Oder wenn die aus Litauen stammende jüdische Gemeinde in Südafrika zum Pessach Fischbällchen mit süßsaurem Curry zu einer Verbindung von osteuropäischen, malaiischen und indischen Aromen kombiniert. Dieses Kochbuch deckt diese Vielfalt mit 400 Rezepten aus aller Welt ab und führt schon mit seinem Vorwort hervorragend in diese Welt ein.

Dies sind die Kapitel: Frühstück; Brot; Salate, Aufstriche, Eingelegtes und Vorspeisen; Suppen und Eintöpfe; Gemüse und Getreide; Frittiertes und herzhaftes Gebäck; Klöße, Teigtaschen, Nudeln und Kugel; Hauptgerichte; Kuchen, Gebäck und Plätzchen; Süßigkeiten und Desserts; Relishes, Würzmischungen und Getränke.

Die Autorin

Leah König lebt in Brooklyn, New York, und ist Expertin für jüdische Küche. Ihre Rezepte und Texte erscheinen u.a. in der New York Times und im Wall Street Journal.

Die Zielgruppe

Dieses Kochbuch eignet sich besonders gut für Menschen mit großem Interesse an (Ess-)kultur, der Verbindung von Historie und Kulinarik und der Neugierde auf Neues.

Der Schwierigkeitsgrad

…variiert stark von Rezept zu Rezept.

Das Neue

…ist die Zusammenführung der verschiedenen jüdischen Küchenstile aus der ganzen Welt in einem großen Werk.

Die Optik

Das Layout ist klar und übersichtlich, was die Orientierung erleichtert. Nicht jedes Rezept ist bebildert (wo sollte das bei 400 Rezepten auch hinführen!), die Fotografie dafür aber sehr ästhetisch.

Die Zutaten

…findet man zu einem großen Teil in guten Supermärkten, einige wenige zusätzlich in jüdischen oder orientalischen Geschäften oder online.

Das Fazit

Ein bemerkenswertes Kochbuch mit beeindruckendem Umfang, dessen Qualität aber nicht nur aus der Quantität der Rezepte, sondern auch der inhaltlichen Tiefe besteht, die vor allem durch die begleitenden Texte mit Hintergründen zu den Rezepten entsteht.

Veröffentlicht am 23. September 2020, überarbeitet am 23. September 2020.
Bild
geschrieben von:
Benjamin Cordes
Benjamin Cordes ist Journalist und beschäftigt sich beruflich ausschließlich mit kulinarischen Themen. Als Autor recherchiert er Beiträge über die Qualität von Lebensmitteln und Restaurants für das NDR Fernsehen.

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