Das Kochbuch
Der Preis für das größte, dickste und schwerste Kochbuch der aktuellen Kochbuch-Saison geht an: Anarkia! Aber wie ist der Inhalt? Er hat genauso viel Gewicht. Denn viel mehr Inhalt und Rezepte (450!!!) kann man kaum in ein Kochbuch bringen. Und worum geht’s genau?
Das Thema und die Rezepte
Als würde als Gast vom Tisch aufstehen, in die Küche gehen und dort Jordi Roca in der Küche bei der Arbeit zugucken: hier stellen alle Techniken und Tricks, die das Handwerk von Roca ausmachen und möglich machen. Die 115 Rezepte sind wahnsinnig spannend, jedes einzelne. Sie sind mal klassisch süß, mal zuckerreduziert mit Hang zum ätherisch-kräuterigen, mal herzhaft. Aber immer zum Staunen. Und dank der mehr als 2000 Bilder in den Schritt-für-Schritt-Anleitungen auch gut nachzuvollziehen.
Das beste Rezept
Dieser Schokoladen-„Trüffel“ ist ein echter Trüffel. Denn die Praline wird zwar einerseits aus Schokolade gemacht, besteht aber auch andererseits tatsächlich aus schwarzem Trüffel. Ein Traum von Erdigkeit, Herzhaftigkeit und vollem Geschmack.
Der Aufbau
Das Buch ist unterteilt in eine Vielzahl von Kapiteln: Teige, Blüten, Reisen, Parfüm oder Rocambolesc. Wie man sieht, kann man sich nicht unter jedem sofort etwas vorstellen, das macht aber nichts, denn die jeweiligen Rezepte stehen unter den Kapiteln drunter, ebenso wie ein kleine einleitender Text, der das Thema erklärt.
Der Autor
Jordi Roca ist gebürtiger Katalane und Chefkonditor des El Celler de Can Roca, das er gemeinsam mit seinen Brüdern Joan und Josep betreibt. Bereits zwei Mal wurde das Restaurant zum besten Restaurant der Welt gekürt. Es ist mit 3 Michelin Sternen ausgezeichnet. Die Brüder Roca stehen für einen avantgardistischen Küchenstil, 2014 wurde Jordi Roca zum besten Pâtissier der Welt gekürt.
Und was bedeutet nun „Anarkia“? Es ist das spanische Wort für Anarchie. Sie ist laut dem Matthaes Verlag Ausdruck für das, was in der Patisserie des El Celler de Can Roca passiert. Wobei die Anarchie in diesem Buch zum Glück sehr gut gebändigt und strukturiert ist.
Die Zielgruppe
Wenn es um´s Nachkochen geht, dann ist die Sache klar: dieses Buch ist nur etwas für Profis. Einerseits wegen der anspruchsvollen Technik, zweitens wegen der nicht alltäglichen Produkte und drittens wegen der Mengenangaben, die sich hier selbst bei den süßen Kleinigkeiten häufig im Kilobereich bewegen. Damit kann man eine ganze Hochzeit bekochen, für´s Kochen im kleinen Kreis ist das aber eindeutig nix.
Der Schwierigkeitsgrad
...ist mit wenigen Ausnahmen extrem schwer. Das ist Bemerkenswert, da wir das nur in ca. 5% aller Rezensionen behaupten können.
Das Neue
Die geballte Patisserie-Ladung, die sich in diesem Buch befindet ist ein Novum. Das Buch ist nicht mit einem Alltagsbackbuch oder einer Kochschule zu verwechseln sondern ist eins der wenigen Dessertbücher, das sich an Profis richtet.
Die Optik
...trägt dazu bei, dass einem das Nachkochen der Rezepte zumindest so einfach wie möglich gemacht wird. Ganzseitige Rezeptfotos, klar strukturierter Text und vor allem die Step by step-Bilder sind sehr hilfreich.
Die Zutaten
Das Obst und Gemüse bekommt man z. T. im Supermarkt, teilweise braucht man für die Exoten auch einen spezialisierten Händler. Hinzu kommt allerdings noch eine Vielzahl von Produkten (z. B. Stabilisatoren, bestimmte Zuckerarten und weitere Bestandteile der Molukularküche), die man nicht mal eben um die Ecke bekommt. Hierfür eignet sich Bosfood sicherlich am besten.
Das Fazit
Hier haben wir es mit einem wahren Vermächtnis zu tun, das so umfangreich ist wie ein ganzes Leben als Patissier. Es ist toll, dass Jordi Roca diesen Einblick in seine Arbeit gewährt! Vor allem seine Kollegen werden ihm dafür dankbar sein...