Das Kochbuch
Dies ist kein Kochbuch wie jedes andere mit koreanischen Rezepten. Denn dieses umfangreiche Werk geht tief. Tief hinein in die Esskultur des Seon-Buddhismus, den Jeongkwan Snim als buddhistische Nonne lebt. Ein Buch, das mindestens gleichwertig zum Lesen wie zum daraus Kochen geeignet ist. Ein stilles, anmutiges Werk.
Das Thema
Jeongkwan Snim lebt als buddhistische Nonne in dem abgelegen Tempel Cheonjinam im Süden Koreas. Prägend für den von ihr gelebten Seon-Buddhismus ist die spirituelle Tradition des Tempelessens. Bis heute führt sie die vegane Esstradition weiter und kocht mit dem Gemüse aus ihrem Garten.
Auf den ersten 70 Seiten lernt man Jeongkwan Snim und ihre Tempel-Leben kennen. Anschließend geht es um die Säulen der koreanischen Küche, die wichtigsten Lebensmittel: u.a. Reis, Nudeln, Tofu, Namul, Kimchi, Meju und Ganjang, Jangajji, Cheong, Reissirup und Gewürze.
Auf weiteren 80 Seiten am Ende des Buches geht es um den Buddhismus in Korea: Geschichte, Buddha, das Weltbild, die Lehre, de Weg, Seon-Buddhismus, Architektur der Tempelanlage, Gewänder, Klänge und Rituale und Tod im Buddhismus.
Die Rezepte
Die veganen Rezepte sind nach den Jahreszeiten geordnet. Sie können karg wirken, sind aber auf ihre eigene Art reich. Reich an Geschichte und Bedeutung, reich an Achtung für Lebensmittel. Sie sind so schlicht, dass sie meist nur nach den Zutaten benannt sind.
Einige Beispiele sind Tofu mit Naeng-I in Sojasauce geschmort, Pfannkuchen mit Chinakohl und Rettich, in Reissirup geschmorte Pyogo-Pilze, schwarzer Sesam-Porridge, gedämpfter süßer Kürbis mit Tofu, gedämpfte Salz-Auberginen, kalte Gemüse-Pilz-Platte mit Senfsauce.
Der Schwierigkeitsgrad und die Zielgruppe
Auch wenn viele Gerichte nur aus wenigen Zutaten bestehen, ist das Nachkochen nicht unbedingt einfach. Denn nicht alle Koch- und Gartechniken beherrscht man auch bei uns. Dennoch sind viele Rezepte gut zu bewältigen.
Ein Kochbuch, um mal eben nach Feierabend zu kochen, ist dies aber nicht. Dafür eines für alle, die tief eintauchen möchten in die koreanische (Ess-)Kultur und den Buddhismus.
Die Zutaten
Die Zutaten zu besorgen, ist unter Umständen nicht ganz unkompliziert, manchmal sogar fast ausgeschlossen. Ein guter Asialaden ist sicher von Vorteil und die Möglichkeiten des Internets sind ja bekanntermaßen groß.
Die Autorin
Was man nicht unbedingt ahnt: Jeongkwan Snim wurde 2017 einer größeren Öffentlichkeit durch eine Folge der Netflix-Serie „Chef´s Table“ bekannt.
Hoo Nam Seelmann wurde in Südkorea geboren und studierte Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte in Deutschland. Seit 1997 schreibt sie für die NZZ über Korea und Ostasien. Als Publizistin und Buchautorin lebt sie im schweizerischen Riehen.
Die Optik
Die Fotografie von Véronique Hoegger greift die Stimmung perfekt auf bzw. trägt dazu bei, dass sie entsteht: Still, puristisch, anmutig.
Das Fazit
Ein außergewöhnliches Kochbuch, dass sich seinem Thema mit bemerkenswerter und seltener Tiefe widmet.