Der Deutsche Kochbuchpreis 2024: Publikumspreis
Kochbuch-Rezension
von (23. Oktober 2024)

Frisch aus Polen

Vegetarische polnische Küche mit überraschenden Zutaten

8,2 / 10

Das Kochbuch

Alles andere als erwartbar ist dieses polnische Kochbuch. Denn wer hier „typisch polnisch“ sucht, wird möglicherweise enttäuscht. Denn Michał Korkosz beschreibt ausführlich, wie er eine Art kulinarische Identitätssuche durchmachte und mit klassischen polnischen Produkten und Gerichten fremdelte. Der Grund: Selbst ernannte Nationalisten, die Polen vor äußeren Einflüssen abschirmen wollten, haben diese Gerichte besetzt. Erst langsam näherte sich Korkosz wieder den Produkten und verarbeitet sie in seinem Buch zu „polnischer Küche in aktuellem Gewand.“ Denn die eine polnische Küche gäbe es ohnehin nicht, sie seit seit jeher von verschiedenen Einflüssen und durch bewegte Zeiten geformt worden. Michał Korkosz hat deshalb nun Rezepte aufgeschrieben, die oft aber nicht immer auf bekannten polnischen Gerichten basieren. Und denen Aromen und Zutaten, die durch Zuwanderung und Globalisierung nach Polen kamen, ihren ganz besonderen Charakter verleihen. Spannend!

Die Rezepte

Die Gerichte in diesem Buch sind Ausdruck einer großen, weltgewandten Kreativität und sind kulinarisch äußerst abwechslungsreich. Mal sind sie klassische Wohlfühlküche, manchmal Verbindungen so weit „entfernter“ Kombinationen, dass es kracht. Einige Beispiele:

Polnischer Salat aus roter Bete und Kohlrabi mit Pistazien, Ziegenkäse Piroggen mit Honig und Majoran, Perlgraupen-Salat mit Szafir-Käse, herbstlicher Sauerkraut-Bigos, Dampfnudeln mit Fava-Bohnen und zitroniger Tahini-Sauce, üppige Walnuss-Pastete, Auberginen-Tomaten-Dip mit polnischem Dukkah, Buchweizengrütze mit hausgemachter Schoko-Haselnuss-Creme, krose Kopytka mit Champignons, Lauch und Liebstöckel, schlesische Knödel mit Blumenkohl-Orangen-Creme, Pommes mit Dillgurken und Szafir-Käse, gesalzener Szarlotka-Apfelkuchen mit Braune-Butter-Eis, Walnusskuchen mit Pflaumen und Thymian.

Der Schwierigkeitsgrad

…hält sich überwiegend in Grenzen.

Die Zielgruppe

Ein Buch für Hobbyköche, die ihren kulinarischen Horizont nach Osten erweitern möchten.

Die Zutaten

…gibt es fast alle in jedem guten (Bio-)Supermarkt. Den kleinen Rest online oder in osteuropäischen Lebensmittelgeschäften.

Der Autor

Wir zitieren den Verlag: Der 1998 geborene Pole Michal Korkosz hat sich schon früh für die Küchengeheimnisse seiner Mutter und Großmutter interessiert und begann mit neun Jahren, selbst zu kochen. Er studierte in Warschau internationale Beziehungen und konnte seine Leidenschaft in seiner Abschlussarbeit über die Rolle der Kulinarik in der Diplomatie mit einfließen lassen. 2016 gründete er seinen Blog »Rozkosznys« (polnisch für »köstlich«) und hat heute über 650.000 Follower auf Instagram. 2017 gewann er den Saveur-Blog-Award für seine Food-Fotografie.

Die Optik

Herrlich ästhetische Topshop-Fotografie mit dezentem Styling. Auch Layout und Papierqualität überzeugen sehr.

Das Fazit

Damit hätten wir nicht gerechnet: Ein Kochbuch, dass mit allen Klischees bricht und spannende Aromenwelten zueinander bringt. Was für eine Überraschung! 

Weitere Informationen zum Buch
Bild
geschrieben von:
Benjamin Cordes
Benjamin Cordes ist Autor und Experte für Kulinarik. Seine Filme sind im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu sehen, seine Texte u.a. im Magazin Falstaff zu lesen. Er ist Gründer von Kaisergranat.com und Initiator des Deutschen Kochbuchpreises.

Kochbücher von Michal Korkosz

Frisch aus Polen

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28,00 €
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