Das Kochbuch
Halb Gärtnerbuch, halb Kochbuch. Dieses Werk ist eine eher seltene Mischung aus beidem. Das macht jedoch durchaus Sinn. Denn die Protagonisten dieses Buches, die winzigen Blätter („Micro Greens“ und „Micro Leaves“) gibt’s praktisch nirgends zu kaufen. Wenn man dieses „Projekt“ also komplett durchziehen will, muss man selbst ein bisschen gärtnern. Aber: dieses Buch erklärt sehr gut wie das geht. Und weil auch noch die Rezepte stimmen, ist dies ein empfehlenswertes Werk geworden!
Das Thema
Das Erklärkapitel im Buch bringt es gut auf den Punkt: „Micro Leaves“ oder „Micro Greens“ sind Pflänzchen, die weiter entwickelt als Sprossen, aber kleiner als die sogenannten Babyleaves sind. Die Abgrenzung zu Sprossen: sie wachsen nur wenige Tage auf Vlies oder in Gläsern, man verwendet die Keimblätter. Microleaves wiederum sind richtige Pflänzchen, die in Erde oder Substrat wachsen. Von ihnen verwendet man die ersten „echten“ Blätter, die nach den Keimblättern wachsen. Und gesund ist das Ganze auch noch, denn in den Pflänzchen steckt alles, was die Pflanze später zum Wachsen braucht. Positiv: das Buch hebt die gesundheitlichen Vorzüge hervor und hinterfragt gleichzeitig den Hype um angebliche Superfoods.
Der Autor
Manuela Rüther kochte in verschiedenen Sterneküchen, seit 2008 ist sie freie Fotografin und Autorin. Ihre Arbeit erscheint unter anderem auf ihrem Blog.
Die Rezepte stammen von Susann Kreihe. Sie ist Rezeptautorin, Foodstylistin, ausgebildete Köchin und arbeitet für verschiedene Food-Zeitschriften und Kochbuchverlage. Als seine persönliche Assistentin hat sie jahrelang die Fernsehsehndungen und die Kochschule von Johann Lafer betreut.
Die Zielgruppe
Es gibt Bücher mit einer breiten Zielgruppe (Pasta, Grillen, Backen) und es gibt Bücher mit einer engen Zielgruppe. Nun raten Sie mal, wozu dieses Buch zu zählen ist. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Oder übertragen auf dieses Buch: probieren Sie doch mal was neues aus!
Die Rezepte
Keine Sorge: die Rezepte kommen nicht zu kurz, machen drei Viertel des Buches aus. Sie legen den Schwerpunkt auf gesunde, gemüselastige Küche. Fleisch taucht nur am Rande auf. Und, ja mei: wenn ihnen das Gärtnern zu umständlich ist, dann lassen Sie´s eben. Die Rezepte schmecken alle garantiert auch ohne die Blättchen, nur eben nicht so spannend!
Der Schwierigkeitsgrad
Die Rezepte können Sie gut bewältigen, auch mit überschaubarem Können. Nur die Pflänzchen, die müssen sie erstmal heranziehen. Aber, wie gesagt: so schwer ist das nicht und zur Not verzichten Sie eben auf die Sprossen.
Das beste Rezept
Die drei Frühstücksdips (jeweils 1x aus Butter, Frischkäse und Ricotta) sind im Nu angerührt und bringen die Aromen der verwendeten Blätter schön und unverschfälscht zur Geltung.
Das Neue
Das Schöne an solch einem Buch ist ja, dass das Beantworten dieser Frage leicht fällt: uns ist kein vergleichbares Kochbuch mit diesem Thema bekannt. Insofern ist fast alles an ihm neu.
Die Optik
Hell, freundlich, frisch: Foodfotografie und Styling sind zeitgemäß und hübsch anzusehen. Die Hauptdarsteller, die Pflanzenkeimlinge, sind auf dunklem (Schiefer-?)untergrund fotografiert, was ihren knackigen Charakter schön hervorhebt.
Die Struktur
Dieses Buch hat alle Kapitel, die es zu diesem Thema braucht. Und das ist gut so bei einem neuen Thema, bei dem man erstmal etwas Orientierung braucht und sich Wissen anlesen muss. Der Reihe nach:
Zunächst geht es in Vorwort und Einleitung um eben genau das: gute Antworten auf die Frage, womit man es hier eigentlich zu tun hat. Es folgt ein hilfreich geschriebenes Kapitel zum selber ziehen der Micro Leaves mit allem, was man dazu wissen muss. Weiter geht’s mit dem Kapitel zu den (offenbar ziemlich gesunden) Inhaltsstoffen und einem sehr spannenden über die einzelnen Sorten. Dabei gibt es zu jeder Pflanze Infos über die Inhaltsstoffe, den Geschmack und die Verwendung und Tipps zum Anbau. Nach einem kurzen Abschnitt zur Haltbarmachung (u.a. trocknen, Würzsalz, Würzöl und Butterzubereitungen) folgen schließlich die Rezepte: Rohkost und Salate / Wraps und Sandwiches / Dips, Saucen und Dressings / Suppen, Pasta, Risotto und Polenta / Smoothies / Desserts und Süßes.
Die Zutaten
Einen Teil muss man bekanntlich selbst ziehen, den Rest kann man relativ problemlos im Supermarkt kaufen.
Das Fazit
Ein neues Thema, eine sowohl in Struktur als auch Inhalt gute Aufbereitung dessen und schöne Rezepte. Das Ganze zu einem guten Preis. Wir können dieses Buch empfehlen.