Kochbuch-Rezension

Alkoholfrei

Grundlagen Rezepte Pairings

8,4 / 10

Das Kochbuch

Die zunehmende Popularität alkoholfreier Getränke ist einer der aktuell spannendsten Trends in der kulinarischen Welt. Bislang gab es dazu jedoch nur wenig ernstzunehmende Literatur. Das ändert sich mit diesem Grundlagenwerk, dessen inhaltliche Vielschichtigkeit und kulinarische Qualität uns sehr überzeugen.

Der Inhalt

Die inhaltliche Gliederung des Buches erschließt sich einem leider nicht sofort. Es ist so randvoll mit lesenswerten Inhalten, dass man es deshalb am besten ganz einfach macht und es von vorne bis hinten durchliest. Es ist so ansprechend geschrieben, dass das sehr kurzweilig ist.

Die Orientierung fällt auch deshalb schwer, weil hinter allgemein betitelten Kapiteln wie „Alles, was ein Drink braucht“ viel mehr steckt, als man ahnt. Etwa Warenkunden, Rezepte und Erläuterungen zu den Geschmacksrichtungen von süß über bitter bis umami.

Was dieses Buch neben der kulinarischen Seite so spannend und lesenswert macht, ist unter anderem auch seine theoretische Einleitung. In ihr geht es um die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz für Alkoholverzicht bzw. die Selbstverständlichkeit des Alkoholkonsums (Beispiel: „social drinking“). Der Blick über den Teller- bzw. Gläserrand mit der soziologischen Betrachtung der Rolle des Alkohols öffnet die Augen!

Ebenfalls lesens- und bedenkenswert ist der Befund, dass ansprechende alkoholfreie Alternativen auch an einem Mangel in der gastronomischen Ausbildung liegen. Dieses Buch trägt zum Glück ein großes Stück dazu bei, diese Leerstelle zu füllen.

Die Rezepte

Die Rezepte, von denen es in diesem Buch weniger gibt, als man denken würde, sind „erwachsen“, wie Nicole Klauß sie und ihren Anspruch an eine gute alkoholfreie Begleitung beschreibt.

Will sagen: sie sind nicht nur einfach süß, sondern vielschichtig. Auch mal herb, bitter, sauer oder herzhaft. Sie sollen Speisen begleiten, ohne sie zu dominieren. Stattdessen ihre Aromen betonen, verstärken und ergänzen.

Ihr Buch versteht Klauß dabei nicht als dogmatische Schule, sondern als „Wegweiser zum Experimentieren.“

Die Rezepte sind im Inhalt eingestreut, eine klarere Trennung mit einem reinen Rezeptkapitel hätte uns mehr überzeugt.

Ein Beispiel für die große Kreativität der Rezepte ist etwa der „Honeymoon“ mit Gorgonzola, Honig, entalkoholisiertem Riesling, Mandeldrink und Birnensaft.

Ein kleiner Schwachpunkt sind auch die Zutatenlisten. Manche Zutaten sind eigene Zubereitungen, deren Zutaten auch wiederum in der Liste stehen. So wird nicht klar, dass die einen Zutaten bereits in den anderen enthalten sind. Und beim erwähnten Honeymoon fehlt der Gorgonzola in der Liste ganz.

Wie bei allen Kochbüchern hilft auch hier: Erst das ganze Rezept lesen, dann loslegen.

Die Zielgruppe

Dieses Buch richtet sich an „Bartender, Gastronominnen, Genießer und Anhängerinnen der modernen Trinkkultur, die auch mal über den Glasrand hinausblicken können“, schreibt Nicole Klauß. Das passt!

Der Schwierigkeitsgrad und die Zutaten

Die Drinks sind mit etwas Übung locker zu bewältigen, einige speziellere Zutaten bekommt man zwar nicht um die Ecke, aber problemlos beim Spezialisten, egal ob offline oder online.

Die Autorin

Nicole Klauß ist Quereinsteigerin. Nach dem Studium (Romanistik, Publizistik und Kunstgeschichte) hat sie als Art Consultant, Eventmanagerin und in der Protokollabteilung eines Energieversorgers gearbeitet. Jetzt ist sie Gastroberaterin, Drinkscout, entwickelt alkoholfreie Getränke, arbeitet als Journalistin, hält Vorträge und führt Tastings und Workshops durch.

Die Optik

…ist so modern wie der gesamte Ansatz des Buches. Neon- und Pastelltöne prägen das Buch, ebenso wie die tolle Fotografie von Jule Felice Frommelt.

Das Fazit

Ein hervorragendes Grundlagenwerk, das nicht nur die Gastronomie, sondern auch die Getränkevielfalt im privaten Bereich ein großes Stück nach vorne bringen wird.

Schlagwort:
Veröffentlicht am 17. Januar 2024, überarbeitet am 17. Januar 2024.
Bild
geschrieben von:
Benjamin Cordes
Benjamin Cordes ist Journalist und beschäftigt sich beruflich ausschließlich mit kulinarischen Themen. Als Autor recherchiert er Beiträge über die Qualität von Lebensmitteln und Restaurants für das NDR Fernsehen.

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