Kochbuch-Rezension

all‘orto

Grandiose Gemüsegerichte. Authentisch italienisch. Erfrischend zeitgemäss.

8,5 / 10

Das Kochbuch

Der Meister des kulinarischen Purismus hat ein neues Kochbuch geschrieben. Es ist Claudio del Principe, der uns mitnimmt in die simple und zugleich charakterstarke Gemüseküche Italiens, frisch geerntet im „Orto“, dem italienischen Gemüsegarten. Claudio schreibt von sich selbst, er sei ein lausiger Gärtner. Aber in der Küche weiß er, wie es geht: Hier zeigt er uns Gemüsegerichte, die in ihrer Schlichtheit und Anmut fast ergreifend sind. Auf, in den Gemüsegarten!

Das Thema

Wer Claudio del Principes bereits erschienene Bücher „a casa“, „al forno“ und „a mano“ gelesen hat, weiß: humorvoller und persönlicher schreibt kaum jemand Kochbücher. Und doch wird er bei diesem zunächst ernst. Bei seinem Plädoyer gegen zu viel und zu billiges Fleisch und dessen Ersatzprodukte. Ohnehin sei das Fleisch in der italienischen Küche gar nicht so wichtig. Es sei schließlich nur das „secondo piatto“ nach Antipasti und den „primi piatti“ mit Pasta, Risotto und Polenta, die ihrerseits oft mit Gemüse kombiniert werden. Doch wem nützte solch ein Plädoyer, wenn nicht auch der Weg zu köstlicher Gemüseküche aufgezeigt würde. Genau das tut del Principe mit diesem Buch und man staunt von Rezept zu Rezept, wie wenig es für köstliche Gerichte aus Gemüse braucht.

Die Rezepte

Die Rezepte sind eine ausgewogene Mischung aus traditionellen Klassikern der italienischen Küche und neuen Abwandlungen. Kapitel gibt es hier nicht, die Rezepte sind alphabetisch nach den Hauptdarstellern von Artischocke über Cime di Rapa und Romanesco bis Zucchini geordnet. Zu jedem gibt es ein paar lesenswerte einleitende Sätze. So erfährt man unbekanntes über bekanntes Gemüse oder lernt andere Sorten erst ganz neu kennen. Die Gemüse werden gebraten, sautiert, frittiert, geschmort, gratiniert oder bleiben einfach roh. Zu ihnen kommt meist nur eine handvoll weiterer typisch italienischer Zutaten, etwa Olivenöl, Peperoncini, Knoblauch und unterschiedliche Käse von Ricotta bis Parmesan. Das war´s, kulinarischer Purismus at it´s best. Nur hier und da wäre noch eine weitere Erläuterung hilfreich, etwa warum beim Tomatensugo erst noch Wasser hinzukommt, wo man es doch anschließend eine Stunde sanft einköcheln lässt um seinen Geschmack zu konzentrieren. Ein einziges Gericht enthält Salsiccia, das hält uns aber nicht davon ab, dieses Kochbuch als vegetarisch einzustufen.

Der Autor

Claudio del Principe ist Autodidakt und Autor italienisch geprägter Kochbücher. Sein Vater war Italiener, er selbst lebt in der Schweiz und steht für einen klaren, puristischen Stil – sowohl beim Kochen als auch in der Fotografie.

Die Zielgruppe

Ein Kochbuch für Menschen mit Spaß und Freude an den – vermeintlich – einfachen Dingen. Bestenfalls mit eigenem Garten.

Der Schwierigkeitsgrad

Die Rezepte sind nicht nur wegen ihrer kurzen Zutatenlisten überwiegend unkompliziert. Etwas Gefühl und Geduld sind jedoch manchmal von Vorteil.

Die Optik

Die Ästhetik von del Principes Fotografie und seinem Styling (sofern man bei den naturbelassen angerichteten Tellern überhaupt davon sprechen kann) sind unerreicht. Nur an zwei Stellen stutzt man kurz, etwa wenn statt Pastinaken Petersilienwurzeln abgebildet sind (wo doch direkt daneben der charakteristische optische Unterschied von beiden erklärt wird) und der Mangold mit Mozarella laut Rezept mit Tomaten zubereitet wird, von denen auf dem Bild jedoch nichts zu sehen ist. Schmälert beides den Gesamteindruck aber nicht im Geringsten.

Die Zutaten

Das Buch ist ein flammendes Plädoyer für gutes, verantwortungsvoll produziertes Gemüse. Möchte man Claudio del Principe gerecht werden, sollte man es ihm gleichtun und nur solches einkaufen. Mal ganz davon abgesehen, dass man bei Aldi niemals Puntarelle oder Cime di Rapa finden wird.

Das Fazit

Dieses Buch fügt sich nahtlos in die Reihe del Principes bisheriger Bücher ein und fasziniert schon beim Lesen. Wie es erst beim Kochen und Genießen sein muss…

Veröffentlicht am 08. Dezember 2020, überarbeitet am 08. Dezember 2020.
Bild
geschrieben von:
Benjamin Cordes
Benjamin Cordes ist Journalist und beschäftigt sich beruflich ausschließlich mit kulinarischen Themen. Als Autor recherchiert er Beiträge über die Qualität von Lebensmitteln und Restaurants für das NDR Fernsehen.

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