Kochbuch-Rezension

Das Glück der einfachen Küche

Kneten, reiben, zupfen, mischen – Kochen als sinnliches Handwerk

8 / 10

Das Kochbuch

Malte Härtig und Jule Felice Frommelt zogen aus, um das Glück zu suchen. Und sie haben es gefunden –  in der einfachen, handgemachten Küche. „Glück stellt sich ein, wenn wir einfache Gerichte herstellen und essen. Denn in der Einfachheit liegt auch die Aufforderung, sich auf die Dinge einzulassen, sich auf sie zu konzentrieren, aufmerksam zu sein“, schreibt Härtig. Aus diesem schönen, auf das Wesentliche reduzierten Ansatz haben die beiden ein Kochbuch gemacht, das die Sinnlichkeit des Kochens in den Vordergrund stellt.

Das Thema

Schon die Vielfalt der Verben, die das lesenswerte Vorwort aufzählt, zeigt die Vielseitigkeit des handwerklichen Kochens: klopfen, pressen, drehen, einstreichen, bestreuen, zerbröseln, kneten, reiben, zupfen, mischen. Zugleich trifft das Buch auch den Zeitgeist, Härtig schreibt mit Recht von einer „Renaissance des Handgemachten“.
Und ganz nebenbei trifft Härtig noch einen weiteren Küchen-Trend: Das Kochen mit wenigen Zutaten, für das man keine endlose Einkaufsliste und viele Gewürze benötigt. „Es geht darum, Süße, Säure und Salzigkeit in die Balance zu bringen“, schreibt der Autor.

Die Rezepte

Dies sind die Rezeptkapitel und einige Beispiele daraus:

  • Einfach Gemüse: Kartoffelsalat mit Endivie, Birne und Ei; Rotkrautsalat mit karamellisierten Walnüssen und Chili; Kimchi; Karotte mit Dill, Rosenkohl mit Haselnüssen
  • Teige, Massen, Emulsionen: Spätzle mit Mangold; Kartoffelsterz mit Bohnen und Birnen; Polentanocken mit Tomaten; Zwiebelkuchen
  • Süßes von Herzen: Apfelbeignets mit Zitronenzucker; Birneneis mit Sahne; Buchteln; Zitronentarte

Die Autoren

Jule Felice Frommelt ist Foodfotografin aus Berlin und hat mit Malte Härtig auch bereits für sein Buch „Von Zen und Sellerie“ zusammengearbeitet.

Malte Härtig ist Koch und Philosoph. Nach Stationen in der Sternegastronomie verbrachte er längere Zeit in Japan und hat seine Doktorarbeit über die japanische Esskultur und den Zen-Buddhismus geschrieben.

Die Zielgruppe

Dieses Buch ist wunderbar geeignet, nicht nur zu Kochen, um etwas zu essen zu haben, sondern um des Kochens selbst willen. So kann man in den Techniken und Zubereitungen aufgehen, sich konzentrieren und zur Ruhe kommen.

Der Schwierigkeitsgrad

Die Rezepte sind allesamt auf der einfachen Seite, wie sollte es auch anders sein. Man braucht für sie nicht viel Technik und nur das gängigste Küchenwerkzeug. Härtig schreibt außerdem, es gehe ihm bei seinen Rezepten nicht um Grammgenauigkeit, sondern darum, zu üben, seine Fähigkeiten zu verbessern, die Prozesse zu verstehen und zu verinnerlichen, um sich irgendwann auch vom Rezept lösen zu können und eigenständig zu kochen.

Die Optik

Sehr anmutige, klare und ästhetische Foodfotografie, die von einer sehr schönen Haptik durch recht dickes, schweres und mattes Papier unterstützt wird.

Die Zutaten

…findet man am besten im eigenen Garten, auf dem Wochenmarkt oder über all dort, wo es Gemüse in guter Qualität gibt.

Das Fazit

Die Kochbücher von Härtig und Frommelt gehören zu denen, aus denen man nicht nur kocht, sondern sie auch gerne liest, sich auf sie einlässt und Denkanstöße mitnimmt. So ist es auch bei diesem.

Veröffentlicht am 27. April 2020, überarbeitet am 27. April 2020.
Bild
geschrieben von:
Benjamin Cordes
Benjamin Cordes ist Journalist und beschäftigt sich beruflich ausschließlich mit kulinarischen Themen. Als Autor recherchiert er Beiträge über die Qualität von Lebensmitteln und Restaurants für das NDR Fernsehen.

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Verlag: AT Verlag
Erschienen: 7. Oktober 2019
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