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Gibt es etwas, das typischer italienisch ist als Spaghetti al pomodoro? Elegant und aus seinem großen Forschungswissen schöpfend erzählt MassimoMontanari die Geschichte dieses Gerichts und räumt dabei mit all den kursierenden Halbwahrheiten und Vorurteilen auf.Wir erfahren, wie die Pasta als Variante des orientalischen Fladenbrots entstand, wie die Araber einen neuen Typ aus Hartweizen verbreiteten und inSizilien schon im 12. Jahrhundert industrielle Fertigung eingeführt wurde (kein bisschen handgemacht von der Mamma). Und dass die getrocknete Pastazwei Stunden gekocht wurde (von al dente…mehr

Produktbeschreibung
Gibt es etwas, das typischer italienisch ist als Spaghetti al pomodoro? Elegant und aus seinem großen Forschungswissen schöpfend erzählt MassimoMontanari die Geschichte dieses Gerichts und räumt dabei mit all den kursierenden Halbwahrheiten und Vorurteilen auf.Wir erfahren, wie die Pasta als Variante des orientalischen Fladenbrots entstand, wie die Araber einen neuen Typ aus Hartweizen verbreiteten und inSizilien schon im 12. Jahrhundert industrielle Fertigung eingeführt wurde (kein bisschen handgemacht von der Mamma). Und dass die getrocknete Pastazwei Stunden gekocht wurde (von al dente keine Rede). Pfeffer und Hartkäse kommen ins Spiel, Tomaten in Form der »spanischen Sauce« auf den Teller,die Gabel auf den Tisch. Die Raffinesse zieht ein mit Peperoncino, Knoblauch und Zwiebel, die Farbe mit dem Basilikum. Und natürlich geht es auch umsOlivenöl - von dem jeder gern behauptet, das beste komme aus seiner Gegend. Montanari zeigt, wie das Lob des Herkunftsgebiets zu Intoleranz undFanatismusführt und die Ursprünge der Pasta mystifiziert werden. Eine leicht genießbare, aber gehaltvolle und unterhaltsame Lektüre.Und die Ursprünge der Pasta in China? Fake news!
Autorenporträt
Massimo Montanari, 1949 geboren, unterrichtet Geschichte des Mittelalters an der Universität von Bologna, wo er den Studiengang >>Geschichte und Kultur der Ernährung<< leitet. Der Historiker gilt als hervorragender Spezialist für europäische Ernährungsgeschichte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.2020

Ex Oriente Spaghetti

Es gibt ein Gericht, an dessen nationaler Identität eigentlich kein Zweifel bestehen zu können scheint: Ein Teller Spaghetti mit Tomatensoße, darauf ein Blatt Basilikum, grün, weiß, rot - italienischer geht es nicht. Wenn es nicht doch ein bisschen komplizierter wäre, wie der italienische Historiker Massimo Montanari darlegt. Er erläutert in seinem Büchlein nicht nur kurzweilig die Geschichte der "Spaghetti al pomodoro", er erzählt dabei auch viel über Kultur und Gesellschaft. So kam, wie Montanari erklärt, mit der Peperoni, die für viele in eine gute Tomatensoße gehört, eine kleine Revolution nach Italien: Lange war es das Privileg der Reichen gewesen, gut gewürzte Speisen zu verzehren. Da die Chilipflanze aber kein seltenes Gewürz, sondern nach ihrem Import aus Südamerika einfach zu vermehren war, mussten die gehobenen Stände andere Wege finden, sich kulinarisch abzugrenzen.

Wer die Spaghetti mit Tomatensoße als typisch italienisches Gericht bezeichnet, hat einerseits recht, spricht aber vielleicht von einem anderen Italien, als er denkt: einem Italien der Migration und Emigration. Die erste Nudelindustrie entstand im zwölften Jahrhundert auf Sizilien, das zunächst von den Arabern, dann von den Normannen besetzt war. Die Nudeln waren zunächst eine Variante des Brots aus dem Nahen Osten. Und auch die Tomatensoße, die sich erst im frühen neunzehnten Jahrhundert zu den Spaghetti gesellt, gäbe es nicht, wenn die Italiener - die es als solche zudem noch gar nicht gab - immer unter sich geblieben wären. Oder immer in Italien. Denn das Klischee der pastaliebenden Italiener war zunächst eine Zuschreibung von außen, die den italienischen Einwanderern in den Vereinigten Staaten verpasst wurde. Viele süditalienische Bauern seien erst in Amerika zu Makkaroni-Essern geworden. Was zeigt, dass die Suche nach Wurzeln, an denen nationale Identität festgemacht werden soll, zur Einsicht führt, "dass die Wurzeln häufig die anderen sind".

anvo

Massimo Montanari:

"Spaghetti al pomodoro". Kurze Geschichte eines Mythos.

Aus dem Italienischen von Victoria Lorini. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2020. 144 S., geb., 19,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.09.2020

Nudeln als Wurzeln
Massimo Montanaris Kulturgeschichte der Spaghetti mit Tomatensoße
Womöglich ist Italien als Reiseziel auch deshalb so beliebt, weil die Küche des Landes recht unkompliziert ist und dadurch auch Fremden leicht zugänglich. Wer im Urlaub nach den von zu Hause vertrauten Gerichten verlangt, macht sich nämlich leicht als Banause unmöglich. Andererseits sind selbst der Experimentierlust kulinarisch durchaus aufgeschlossener Touristen Grenzen gesetzt. Insofern sind Pasta und Pizza perfekte Gerichte: Längst sind sie weltweit eingemeindet in die Speisepläne, gelten aber trotzdem nach wie vor als typisch italienisch.
Selbst wer eine Weltreise unternimmt, muss selten irgendwo verzichten auf einen Teller Nudeln mit Tomatensoße, wenn er es denn darauf anlegt – von welcher Qualität all diese Spaghetti al pomodoro im Einzelnen auch sein mögen. Denn auch dies gilt als Gewissheit: Nirgends schmeckt das einfachste aller Pastagerichte so gut wie in Italien. Hier hat es seinen Ursprung, es gehört zur italienischen Identität.
Der Autor Massimo Montanari macht in seinem Buch „Spaghetti al pomodoro“ an dieser Stelle eine feine, aber maßgebliche Unterscheidung: zwischen der Identität und den Wurzeln. Die Identität sei, was wir sind. Die Wurzeln seien aber nicht das, was wir waren – sondern was uns beeinflusst hat, all die Begegnungen mit dem Fremden, der Austausch, die Summe von Schnittpunkten. Damit die Spaghetti al pomodoro von Italien in die Welt hinauskonnten, mussten erst einmal sehr viele Einflüsse, zum Teil von sehr weit her, in Italien zusammenkommen. Die Pasta ist keine italienische Erfindung, die Tomate kein italienisches Gemüse. Und beides hat sich in der Küche des Landes erst einmal getrennt voneinander etabliert.
Die Ursprünge der Tomatensoße lägen, so der Autor, in Mexiko, über Spanien ist sie in das spanisch beherrschte Neapel gelangt – dort war sie dementsprechend erst einmal die „Spanische Soße“. Gereicht wurde sie eher zu Fleischgerichten. Erst im späten 18. Jahrhundert verdrängte sie allmählich den Käse als wesentliche Beigabe der Pasta.
Montanaris kluges Büchlein – der Autor leitet den Studiengang Geschichte und Kultur der Ernährung an der Universität in Bologna – ist eine Kulturgeschichte, aber auch ein Reisebuch. Es führt durch die Zeiten und über Kontinente. Wie auf jeder Reise, bei der man sich Zeit nimmt und Neugier aufbringt, erkennt man, dass die Dinge oftmals komplexer und spannender sind, als sie auf den ersten Blick scheinen. Und vielleicht auch gar nicht so selbstverständlich, wie wir mitunter meinen. Basilikum etwa wurde lange als schädlich angesehen, die Blätter sind eine sehr junge Beigabe. Gegen Ende seines Buches erzählt Massimo Montanari eine Schnurre: Die BBC hat 1957 eine Dokumentation ausgestrahlt, über Italiens Küche, in der es um Spaghettibäume und eine überaus ertragreiche Ernte ging – ein Aprilscherz. Der vor drei Generationen nördlich der Alpen offenbar noch gezündet hat.
Wie weit der Autor aber auch ausholen muss, welche Routen er auch nimmt: Er landet stets wieder in seiner Heimat Italien vor einem Teller Pasta – oder einem ganzen Berg davon wie in einer Schlaraffenlandgeschichte aus Giovanni Boccaccios „Decamerone“. Von Sizilien und Sardinien über Neapel bis nach Genua und Venedig führt seine Reise. Durch die (historischen) Küchen und Restaurants des Landes, mit Kochbüchern als Reiseführern.
Bei Tisch lernt man eine Stadt, Region oder gar ein Land so gut kennen wie sonst wohl nur am Tresen. Wer sich nun dazusetzt und so naiv ist, sich zu erkundigen nach der wahren, der originalen Rezeptur von Spaghetti al pomodoro, muss sich von Montanari sagen lassen, dass es gerade der Variantenreichtum lokaler Facetten sei, der es überhaupt erst ermöglicht habe, dass sich die Italiener verständigen konnten auf den identitätsstiftenden Charakter dieser Mahlzeit.
STEFAN FISCHER
Massimo Montanari: Spaghetti al pomodoro. Kurze Geschichte eines Mythos. Aus dem Italienischen von Victoria Lorini. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2020. 144 Seiten, 19 Euro.
Ende der 50er-Jahre fielen viele
noch auf den Aprilscherz herein,
dass Pasta auf Bäumen wächst
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»Das Buch ist so exzellent wie eine perfekte Pasta al pomodoro.« La Gazzetta del Mezzogiorno