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Lechaim! Aufs Leben!"Unser Erbe sind die Geschichten, die Anekdoten und die Tradition. Und viele unserer Traditionen sind eng mit dem Essen verknüpft, besonders an Feiertagen. Deshalb habe ich die Rezepte, die mir durch meine Familie überliefert wurden, aufgeschrieben", sagt Ruth Melcer, die aus der polnischen Stadt Tomaszów Mazowiecki stammt, wo bis 1939 etwa 13.000 Juden lebten. Die authentischen Familienrezepte in diesem Buch sind mit Erinnerungen und Geschichten verwoben, die Ellen Presser in Kooperation mit Ruth Melcer verfasst hat. Neben wohlschmeckenden Rezepten wie gehackter Leber,…mehr

Produktbeschreibung
Lechaim! Aufs Leben!"Unser Erbe sind die Geschichten, die Anekdoten und die Tradition. Und viele unserer Traditionen sind eng mit dem Essen verknüpft, besonders an Feiertagen. Deshalb habe ich die Rezepte, die mir durch meine Familie überliefert wurden, aufgeschrieben", sagt Ruth Melcer, die aus der polnischen Stadt Tomaszów Mazowiecki stammt, wo bis 1939 etwa 13.000 Juden lebten. Die authentischen Familienrezepte in diesem Buch sind mit Erinnerungen und Geschichten verwoben, die Ellen Presser in Kooperation mit Ruth Melcer verfasst hat. Neben wohlschmeckenden Rezepten wie gehackter Leber, Hühnersuppe, Kalbsbrust und Blaubeertaschen erfährt der Leser Wichtiges über die jüdische Kultur und die jüdischen Bräuche. Stimmungsvolle Illustrationen und Familienfotos beschwören eine vergangene Welt, in der Eines zum Glück überdauert hat: wunderbares Essen!
Autorenporträt
Ruth Melcer, geborene Cukierman, lebte von 1935 bis 1942 in ihrer Geburtsstadt Tomaszów Mazowiecki in Polen. Als Kind kam sie ins Arbeitslager Blizyn und 1944 nach Auschwitz-Birkenau. 1946 verließ der verbliebene Rest der Familie Polen, ihre Eltern ließen sich in München nieder, wo Ruth das jüdische Gymnasium besuchte. Nach zwei Jahren Aufenthalt in Israel 1955 Rückkehr nach München. Kochen lernte sie erst nach ihrer Heirat 1959 mit Josef Melcer. Die Mutter von drei Kindern lebte und arbeitete von 1959 bis 1990 in Augsburg. Seit 1991 lebt sie in München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.04.2015

Ein Kochbuch,
um zu erinnern
Die Jüdin Ruth Melcer hat Auschwitz überlebt.
Nun arbeitet sie ihre Familiengeschichte auf
VON ANDREAS SCHUBERT
Ausgerechnet ein Kochbuch zu schreiben – das wäre Ruth Melcer in jungen Jahren bestimmt nicht eingefallen. „Ich war nie eine große Köchin“, sagt die 79-jährige Jüdin. Als aber die Bar Mizwa ihrer Zwillingsenkel anstand, das Fest, das zum 13. Geburtstag gefeiert wird, dachte Melcer, die in München lebt, über eine Überraschung für die Familie nach. „Dann fiel mir ein, dass ich die letzte Überlebende des Holocaust bin, die in der Lage ist, etwas über die Familiengeschichte zu erzählen“, erzählt sie. Und da habe sie an ihre Mutter und ihre Tante gedacht – starke Frauen, die – wie sie sagt – „fantastische Gastgeberinnen“ waren und „wunderbare Rezepte“ kannten.
  Also trug sie die alten Rezepte ihrer Familie zusammen, die jetzt als „Ruths Kochbuch“ im Gerstenberg-Verlag erschienen sind. Auf 160 Seiten stehen traditionelle Rezepte der osteuropäisch geprägten jüdischen Küche, vom gefilten Fisch über Tscholent (eine Art Eintopf) bis hin zu Pessachsemmeln und Matzeknödeln, aber auch Wiener Schnitzel, gefüllte Kalbsbrust oder Palatschinken. Als Co-Autorin stand ihr Ellen Presser zur Seite, die Leiterin des Kulturzentrums der israelitischen Kultusgemeinde in München.
  Das Buch ist das Ergebnis vieler Gespräche und gemeinsamer Kochstunden. Einen Sommer lang testeten Melcer und Presser Rezepte, maßen Zutaten ab, bereiteten die Gerichte so zu, dass sie auch für ein Kochbuch funktionierten. Dass das Buch, das zunächst nur für die Familie gedacht war, nun veröffentlicht wurde, war mehr oder weniger ein Zufall. Der Gerstenberg-Verlag plante ein jüdisches Kochbuch und wandte sich an Ellen Presser. Der fiel ihre Freundin Ruth Melcer ein. Also machten sich beide ans Werk. Was dabei herauskam, ist weit mehr als eine bloße Ansammlung von Rezepten. Ruth Melcer erzählt in dem ansprechend gestalteten Buch ihre Geschichte, zwischendrin gibt es Anekdoten und Erläuterungen zu jüdischen Traditionen, etwa, was koscher bedeutet oder was das Pessach-Fest ist.  
  Ruth Melcer gibt in ihrem Werk aber auch viel Persönliches preis. Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie im polnischen Tomaszów Mazowiecki. Als die Deutschen 1939 ihre Heimatstadt besetzten, war sie vier Jahre alt, ihr Bruder Mirek zweieinhalb. 1942 musste die Familie ins Ghetto umziehen, nach dessen Auflösung kam sie ins Arbeitslager Bližyn, wo der jüngere Bruder 1943 ermordet wurde. 1944 wurde die Familie nach Auschwitz deportiert. Und dass sie und ihre Eltern dort überlebt haben, sagt sie, gleiche einem Wunder. Nicht zuletzt habe ihr ihr Aussehen geholfen. „Ich hatte blaue Augen und blonde Locken, arischer als ich konnte niemand ausschauen“, sagt sie. So kam es, dass ein Kapo namens Olga das hübsche Kind in ihre Obhut nahm, ihr zusätzliches Essen gab und es vor Josef Mengele versteckte, der Kinder für seine menschenverachtenden medizinischen Experimente suchte.
  Die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 erlebte die neunjährige Ruth auf sich allein gestellt. Doch in Tomaszów Mazowiecki traf die Familie wieder aufeinander. Nach dem Pogrom von Kielce am 4. Juli 1946 beschloss der Vater aber, Polen endgültig zu verlassen. Zunächst lebte die Familie für zwei Jahre in Berlin, von 1948 an in München. „Ich hatte eine wunderschöne Kindheit“, erzählt Ruth Melcer, „ab zehn.“
  Im Gespräch erzählt sie, wie sie 1951 nach Tel Aviv ging, um dort ihr Abitur zu machen, aber 1954 nach München zurückkehrte. „In Israel war so viel Armut, das wollte ich nicht mehr.“ Sie machte eine Ausbildung zur Chemielaborantin und lernte schließlich ihren Mann Jossi kennen, mit dem sie nach Augsburg zog und drei Kinder bekam. Und als Ehefrau und Mutter blieb ihr nichts anderes übrig, als für die Familie zu kochen. Die Zubereitung von Essen habe sie eher als Pflicht betrachtet. „Mein Hobby ist Bridge, nicht kochen.“ Das Hausfrauendasein habe sie damals als intellektuell wenig herausfordernd betrachtet. Und wie viele nicht-fromme Juden war die Küche der Melcers nicht koscher.
  Aber an hohen Feiertagen wie dem Pessach-Fest, das diesen Samstag beginnt, gab und gibt es traditionelles, jüdisches Essen. Normales Brot, zum Beispiel, kommt sieben Tage lang nicht auf den Tisch. „Unser Erbe sind die Geschichten, die Anekdoten und die Tradition“, schreibt Ruth Melcer. „Und viele unserer Traditionen sind eng mit dem Essen verknüpft, besonders an Feiertagen.“
  Melcer ist eine Frau, die trotz ihres Alters viel Kraft und Fröhlichkeit ausstrahlt. Dennoch sei es ihr nicht leicht gefallen, mit ihrer Biografie an die Öffentlichkeit zu gehen, sie habe nie als Zeitzeugin auftreten wollen, sagt sie. „Ich war keine von denen, die an Schulen geht.“ Jetzt, 70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, hat sie ihre Meinung geändert. „Ich dachte, ich kann nichts erzählen, aber ich habe mich getäuscht. Es muss erzählt werden.“
„Ruths Kochbuch – Die wunderbaren Rezepte meiner jüdischen Familie“, Gerstenberg-Verlag, 160 Seiten, 19,95 Euro ISBN 978-3-8369–2095-7
Ein Kapo nahm das Kind
in ihre Obhut und versteckte
es vor Josef Mengele
Ihre Mutter sei eine
fantastische Gastgeberin
gewesen, etwa bei Ruth
Melcers zwölftem Geburtstag in Berlin. Zur Präsentation des Buches wurden jüdische
Spezialitäten gereicht.

Die Holocaust-Überlebende Ruth Melcer (rechts) hat ihr Kochbuch gemeinsam mit Ellen Presser, Leiterin des Kulturzentrums der israelitischen Kultusgemeinde in München, geschrieben.
Fotos: Stephan Rumpf (2), privat
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